Ethnische Unruhen im Land wurden offenbar von langer Hand geplant

Osch. Trotz Bemühungen der Regierung um eine Beendigung der schweren ethnischen Unruhen im Süden von Kirgistan ist es gestern in Osch, der zweitgrößten Stadt des Landes, wieder zu Schießereien gekommen. Mindestens ein Mensch kam dabei ums Leben. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind die Unruhen offenbar von langer Hand vorbereitet. "Die Gewaltakte scheinen fein abgestimmt, gezielt und gut geplant zu sein", sagte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay. Ihr Sprecher Rupert Collie hatte zuvor gesagt, die ersten fünf Zusammenstöße in Osch hätten zeitgleich begonnen. Die Hinweise verdichten sich, dass der vor zwei Monaten gestürzte Präsident Kurmanbek Bakijew hinter dem Konflikt steckt.

Im Zuge der Gewalt zwischen Kirgisen und Angehörigen der usbekischstämmigen Minderheit waren in den vergangenen Tagen fast 200 Menschen getötet worden. Mehr als 75 000 Menschen flüchteten in das benachbarte Usbekistan, weitere 200 000 sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR innerhalb Kirgistans auf der Flucht. Inzwischen ist die internationale Hilfe für Zehntausende Flüchtlinge in der Region angelaufen. In Usbekistan landete gestern ein Flugzeug mit 800 Zelten des UNHCR. UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres sprach von einer "Tragödie" und bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe.

In Usbekistan wurden zwei weitere Hilfsflüge des UNHCR erwartet. In der kirgisischen Hauptstadt Bischkek landete ein russisches Flugzeug mit Zelten und Decken. Die Europäische Kommission stellte für die Flüchtlinge fünf Millionen Euro Soforthilfe bereit. Das Geld werde vor allem für medizinische Versorgung, Lebensmittel, Wasser und Unterkünfte verwendet, hieß es in Brüssel. Zudem sollten sich EU-Experten ein Bild von der humanitären Lage machen.

Die USA kündigten an, den zuständigen Abteilungsleiter im Außenministerium, Robert Blake, in die Region zu schicken, um den Hilfsbedarf zu klären. Washington stellte nach eigenen Angaben bislang medizinisches Gerät und Kleidung im Wert von fast einer Million Dollar bereit.