Bei Brandstiftungen und Plünderungen mehr als 100 Tote

Osch/Moskau. Wegen der anhaltenden Unruhen in der zentralasiatischen Republik Kirgistan sind nach usbekischen Angaben Zehntausende Menschen nach Usbekistan geflohen. In der Region Andidschan im Osten Usbekistans seien 32 000 Grenzübertritte allein von Erwachsenen registriert worden, sagte der Vertreter des usbekischen Katastrophenschutzministeriums, Abror Kossimow.

Zwei Monate nach dem Machtwechsel in Kirgistan ist die Lage in Teilen der ehemaligen Sowjetrepublik völlig außer Kontrolle. Blutige Zusammenstöße zwischen ethnischen Kirgisen und Angehörigen der usbekischstämmigen Minderheit eskalierten, die Zahl der Toten stieg auf weit mehr als 100. Brandstifter legten einen Großteil der zweitgrößten Stadt Osch in Schutt und Asche, Plünderer stahlen die meisten Nahrungsmittelvorräte. Die Interimsregierung wies die Truppen an, Unruhestifter zu erschießen, dennoch hielt die Gewalt an. Triumphierende Kirgisen übernahmen gestern die Kontrolle über Osch, die verbliebenen Usbeken verbarrikadierten sich in ihren Vierteln. Auf der Suche nach Waffen wurden auch Stützpunkte von Streitkräften und Polizei überfallen.

Wegen der blutigen Unruhen hat Russland Hunderte zusätzlicher Soldaten zum Schutz seines Militärstützpunktes in Kirgistan entsandt. Ein Bataillon russischer Fallschirmjäger an Bord sei auf der Basis in Kant gelandet, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Militärkreise. Die kirgisische Führung hatte Russland um militärischen Beistand gebeten, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Dies hatte Moskau aber abgelehnt.