Israel bezweifelt, dass der angegriffene Konvoi nur humanitäre Hilfe leisten wollte

Tel Aviv. Israel wehrt sich gegen die Vorwürfe, die tödliche Kommandoaktion habe einem humanitären Hilfstransport gegolten. Verteidigungsminister Ehud Barak sprach gestern von einer "politischen Provokation". Ein Hintergrundpapier der israelischen EU-Mission, das offensichtlich vor dem israelischen Militäreinsatz verfasst wurde, nennt den Free-Gaza-Konvoi ein "politisch motiviertes Medienereignis, organisiert von Anti-Israel-Aktivisten und extremen Islamisten unter einem Vorwand, den die Organisatoren als humanitäre Aktion darstellen wollen".

Schon vorab hatten die Verfasser die Initiatoren der Schiffsflotte gewarnt, man werde alle "zur Verfügung stehenden Mittel" einsetzen, "um die Schiffe daran zu hindern, sowohl israelisches als auch internationales Recht zu verletzen". Dabei beruft sich die israelische Seite darauf, dass die Seeblockade vor der Küste des Gazastreifens im Einklang mit internationalem Recht ordnungsgemäß bekannt gemacht worden sei. "Demzufolge ist es allen Schiffen, einschließlich zivilen Schiffen, strikt untersagt, in das von der Blockade betroffene Gebiet zu steuern."

Die Verfasser bezweifeln, dass der Konvoi nur humanitäre Hilfe habe leisten wollen. Israel habe den Organisatoren der Flotte angeboten, die Fracht im israelischen Hafen Aschdod anzulanden. Jede Woche transportiere man 15 000 Tonnen "echter Hilfsgüter" in den Gazastreifen, darunter Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Schulbücher, so die Autoren des Papiers. Die Hamas aber "verlangt Zement für ihre Bunker. Einer Flotte, die angeblich 10 000 Tonnen Zement an Bord hat, geht es also um etwas ganz anderes." Während internationale Helfer ihre Lieferungen über etablierte israelische Routen schicken würden, würde Free Gaza das Thema menschliche Hilfe missbrauchen, um Aufmerksamkeit zu gewinnen.