Die meisten Bürger wollen weder Sparmaßnahmen noch Geld aus der EU

Athen. Auf Athens Karolustrasse ist das alte Griechenland der Maßlosigkeit in vollem Schwung. Bauern marschieren zum Landwirtschaftsministerium, sie wollen mehr Geld vom Staat. "6000 Euro stehen mir zu, weil die Ernte schlecht war und die Preise gesunken sind", sagt Korkas Christos. "Die Regierung hatte uns vor acht Monaten Geld versprochen, nun wollen sie plötzlich nicht mehr zahlen." Als er merkt, dass er mit einem deutschen Reporter spricht, folgt eine Belehrung über das hässliche Deutschland: "Wir mögen euch hier nicht." Also ist wohl auch deutsches Geld nicht willkommen? "Doch, das Geld wollen wir natürlich. Wir brauchen es."

Aus Protest gegen die Sparmaßnahmen der Regierung streikten am Dienstag die öffentlichen Verkehrsbetriebe. An Selbstverstümmelung grenzt ein angekündigter Streik der Schullehrer, dieses Jahr soll es kein Abitur geben. Bestraft werden damit nur die Schüler und sonst niemand. Alle Gewerkschaften im öffentlichen wie im privaten Sektor wollen sich zusammenschließen, um die Sparmaßnahmen abzuschmettern.

70 Prozent aller Griechen, so ergibt die neueste Umfrage, wollen weder Sparmaßnahmen noch das Rettungspaket der EU und des IWF. Die Regierung tastet fieberhaft nach Wegen, den Volkszorn zu besänftigen. Ab Montag sollen Medikamente per Regierungsbeschluss um 27 Prozent billiger werden. Die Folge: Die Pharma-Hersteller wollen keine Medikamente mehr liefern. All das, sagt die Regierung, sei nicht ihre Entscheidung. Lieber soll das Volk aufs Ausland schimpfen: "Wir haben unsere Freiheit verloren, ab jetzt entscheiden nicht mehr wir", so der Finanzminister.