Brüssel. - Die Regierung des belgischen Ministerpräsidenten Yves Leterme ist zerbrochen. Die flämischen Liberalen verließen gestern die Fünf-Parteien-Koalition. Anlass war ein Streit mit den französischsprachigen Parteien über das Wahlrecht in Brüssel und den Nachbargemeinden. Der Christdemokrat Leterme bot dem König seinen Rücktritt an - zum fünften Mal seit seinem Wahlsieg im Sommer 2007.

Albert II. zeigte sich über die neuerliche Regierungskrise verstimmt. Sie schade "der Rolle Belgiens in Europa", erklärte das Königshaus. Die belgische Regierung übernimmt am 1. Juli für sechs Monate die rotierende EU-Ratspräsidentschaft, die dem Land zu ein wenig Glanz verhelfen sollte.

Vertreter der niederländischsprachigen Flamen und der frankophonen Wallonen, der beiden größten Bevölkerungsgruppen Belgiens, hatten sich nicht auf eine Lösung für den einzigen zweisprachigen Wahlkreis des Landes einigen können. Diese Region gehört zu Flandern und flämische Politiker wollen die Rechte der dortigen Frankophonen beschneiden. Konkret geht es um den neuen Zuschnitt des Wahlkreises BHV (Brüssel-Halle-Vilvoorde) rund um die Hauptstadt Brüssel. Seit Jahren vergiftet der Sprachenstreit das politische Klima. Führende Politiker drängten die Regierung, geschäftsführend im Amt zu bleiben. Die Alternative lautet Neuwahlen.