Hamburg/London. So viel weiß man: Es handelt sich um einen ehemals hochrangigen Beamten des US-Verteidigungsministeriums, der mehreren Regierungen lange Jahre diente. Doch im Gespräch mit der Londoner "Times" bat sich der Mann Anonymität aus. Verständlich ist es, denn der frühere Top-Beamte wirft der Regierung von Barack Obama schwere Versäumnisse in der Behandlung der iranischen Krise vor.

Fünfzehn Monate nach Obamas Amtsbeginn habe der Iran keine nennenswerten Konsequenzen seiner Urananreicherung erfahren - trotz zweier gesetzter Fristen, die ereignislos verstrichen seien. "Jetzt könnte es zu spät sein, um noch zu verhindern, dass der Iran nuklearfähig wird", warnte der Mann. An Teheran seien die falschen Signale gesendet worden: "Zuerst war die Rede von lähmenden Sanktionen, dann, dass sie schmerzhaft sein würden - und mittlerweile wissen wir gar nicht mehr, wie hart sie eigentlich sein werden. Das hängt vom Grad der Unterstützung ab, die Russland und China geben - doch keiner von ihnen dürfte Sanktionen gegen Irans Energiesektor mittragen." Nach Meinung mancher Experten gibt es nur eine wirksame Sanktionsmöglichkeit: ein totales Embargo auf Benzin und Ölprodukte. Kurioserweise verfügt der Iran, dessen Ölreserven zu den größten der Erde gehören, kaum über Raffinerien und Anlagen zur Weiterverarbeitung des schwarzen Goldes.

Der ehemalige Spitzenbeamte beschwor ein Horrorszenario herauf: Das Regime in Teheran könnte im Extremfall einen Atomsprengsatz an die schiitische und israelfeindliche Terrororganisation Hisbollah weitergeben, deren Bestände an Artillerie und Raketen bereits die mancher Staaten überstiegen.

Die Regierung in Teheran kündigte indessen an, man werde die Arbeit an einer weiteren Uran-Anreicherungsanlage aufnehmen. Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe "die Örtlichkeit für eine neue Atomanlage genehmigt", sagte ein Sprecher in Teheran. Iran hat bislang zwei Anlagen - in Ghom und Natans - und will noch zehn weitere bauen.