Erfolg auch für den noch amtierenden Regierungschef al-Maliki: 2,5 Millionen Stimmen werden neu ausgezählt.

Hamburg/Washington. Wenn man das so nennen will, hatte der Ägypter Abu Ayyub al-Masri eine lupenreine Terror-Karriere hingelegt: Mitglied der radikalen Muslimbruderschaft, später dann im ägyptischen Islamischen Dschihad, Bomben-Training in Osama Bin Ladens Ausbildungslager al-Faruk in Afghanistan. Es war ein Leben voller Gewalt - und so endete es auch. Al-Masri starb, wie jetzt bekannt wurde, am Sonntag beim Einschlag von zwei amerikanischen Raketen in den provisorischen Schutzunterstand seines Hauses zehn Kilometer südwestlich der irakischen Stadt Tikrit - des Heimatortes des früheren Tyrannen Saddam Hussein. Wenig später stürmten irakische Einheiten das zerstörte Gebäude und fanden die Leichen von al-Masri, seines Assistenten sowie eines anderen gesuchten Terrorführers namens Abu Omar al-Bagdadi und dessen Sohnes. 16 weitere verdächtige Personen wurden bei der Operation festgenommen. Im Verlaufe des Angriffs stürzte ein amerikanischer Hubschrauber ab, ein US-Soldat kam im Wrack ums Leben.

Al-Masri galt als Kommandeur der Terrorgruppe al-Qaida im Irak; er war in dieser Funktion Nachfolger des berüchtigten Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi, der im Juni ebenfalls durch amerikanische Raketen getötet worden war. Al-Masri war ein Experte für den Bau von heimtückischen Sprengsätzen, wie sie vor allem gegen die amerikanischen Truppen im Irak eingesetzt werden. Seinen Tod bezeichnete US-Vizepräsident Joe Biden als "Meilenstein". Dass al-Masri und al-Bagdadi - der selbst ernannte Chef der Al-Qaida-Filiale "Islamischer Staat Irak" - nicht mehr am Leben seien, sei ein "potenziell verheerender Schlag für al-Qaida im Irak", sagte Biden in Washington.

Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen im Irak, General Raymond Odierno, sprach vom "wahrscheinlich schwersten Schlag gegen al-Qaida im Irak seit Beginn des Aufstandes". Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki zeigte in Bagdad die Fotos der beiden blutverschmierten Leichen herum. Er sagte dazu, die Identität al-Masris sei durch einen DNA-Test zweifelsfrei bewiesen. Im Oktober 2006 und im Mai 2007 hatte die irakische Regierung schon einmal den Tod al-Masris, auf dessen Ergreifung vorübergehend fünf Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt waren, gemeldet. Doch diesmal bestätigten auch die Amerikaner den Tod des Ägypters. Al-Maliki berichtete ferner, in dem Unterschlupf der beiden Terroristen seien Computer gefunden worden, in deren Speicher man E-Mails an die beiden obersten Al-Qaida-Führer Osama Bin Laden und Ayman al-Sawahiri entdeckt habe.

Gestern gelang es ebenfalls in einer amerikanisch-irakischen Kommandooperation im nordirakischen Mossul, den Militärchef von al-Qaida im Nordirak, Ahmed al-Obeidi, zu töten.

Mit welcher Brutalität al-Qaida im Irak vorgeht, wurde derweil in der Ortschaft Tarmija nördlich von Bagdad deutlich. Terroristen des Netzes ermordeten die Frau des Vize-Kommandeurs der Sahwa-Miliz, Abu Ali, die sich gegen al-Qaida zur Wehr setzt, zudem seine 22-jährige Tochter und seine drei Söhne im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. Die Jungen wurden geköpft. Abu Ali war zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause und entging dem Massaker.

Der dreifache Erfolg im Kampf gegen al-Qaida bei Tikrit und in Mossul nützt dem Ansehen al-Malikis, der nach der umstrittenen Niederlage gegen seinen Rivalen Ijad Allawi bei der Parlamentswahl vor sechs Wochen nur noch auf Abruf regiert. Al-Maliki hatte jedoch am Montag einen wichtigen Etappensieg errungen: Auf seinen Antrag hin hat das Berufungsgericht entschieden, die 2,5 Millionen Stimmzettel aus der Hauptstadt Bagdad noch einmal per Hand auszählen zu lassen. Der amtierende Regierungschef, der knapp mit 89 gegen 91 Mandate zurückliegt, hat wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten die Neuauszählung in fünf Provinzen verlangt. Doch allein Bagdad stellt ein Fünftel der Sitze im Parlament - sodass ein neues Resultat bei der Auszählung theoretisch noch zu einem nachträglichen Sieg von al-Maliki führen könnte. Die Partei seines Rivalen Allawi griff die Entscheidung des Gerichts entsprechend heftig an und erklärte, die irakische Justiz habe damit "ihre Glaubwürdigkeit verloren".