Bischkek. Der gestürzte kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew ist gut eine Woche nach dem blutigen Volksaufstand in das Nachbarland Kasachstan ausgeflogen worden. Das autoritär regierte Kasachstan hat derzeit als erste Ex-Sowjetrepublik überhaupt den Vorsitz bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) inne. Kasachstan ist in Zentralasien ebenfalls ein Nachbarland von Kirgistan.

Zuvor hatte US-Vizeaußenminister Robert Blake in Bischkek gesagt, dass mit dem OSZE-Vorsitzenden das Schicksal Bakijews besprochen worden sei. Nähere Angaben machte er nicht. Ein Sprecher des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin hat bestätigt, dass auch der russische Regierungschef mit Bakijew telefoniert habe.

Angesichts zunehmender Spannungen zwischen Anhängern Bakijews und der Übergangsregierung war zuvor die Sorge vor neuem Blutvergießen gewachsen. Die Chefin der Übergangsregierung, Rosa Otunbajewa, hatte von der drohenden Gefahr eines Bürgerkrieges gesprochen. Auch Russlands Präsident Dmitri Medwedew sah diese Gefahr und die Möglichkeit des Auseinanderbrechens des Landes in einen nördlichen und südlichen Teil. Bei einer Kundgebung Bakijews in der Stadt Osch im Süden der zentralasiatischen Republik fielen Schüsse, als Bakijew vor etwa 2000 Anhängern das Podium betrat. Zum selben Zeitpunkt fand nur einige Hundert Meter entfernt eine Veranstaltung von Unterstützern der Interimsregierung statt.

Russland hatte angekündigt, Otunbajewas Interimsregierung mit insgesamt 50 Millionen Dollar (rund 37 Millionen Euro) unterstützen zu wollen. Auch die USA hatten Unterstützung für die Übergangsregierung signalisiert. Beide Länder unterhalten Luftwaffenstützpunkte in Kirgistan. Gestern traf der stellvertretende Übergangsregierungschef Almasbek Atambajew in der Türkei ein, wo er bei Präsident Abdullah Gül um Wirtschaftshilfen bitten wollte.

Bei Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in der kirgisischen Hauptstadt waren in der vergangenen Woche 84 Menschen getötet worden. Bakijew war nach den Unruhen in den Süden des Landes geflohen, wo er weiterhin breite Unterstützung der Bevölkerung genießt. Die Übergangsregierung will den gestürzten Präsidenten vor Gericht bringen.