Auf der Prager Burg nahmen 1968 sowjetische Fallschirmjäger die Regierung Dubcek fest, die das Experiment eines “Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ gewagt und damit Moskau herausgefordert hatte.

Das Schicksal der tschechischen Reformer zeigt die Zwiespältigkeit der atomaren Arsenale: Das "Gleichgewicht des Schreckens" verhinderte damals und bei anderen Gelegenheiten eine Konfrontation der Supermächte. Der Preis dafür waren die Unfreiheit der Ostblockbewohner und ein Leben aller Menschen mit dem Weltuntergang ständig vor Augen.

Vor einem Jahr stellte US-Präsident Barack Obama auf der Prager Burg seine Vision einer atomwaffenfreien Welt vor. Gestern unterschrieben er und sein russischer Kollege Dmitri Medwedew an selber Stelle einen Vertrag, der unseren Planeten dieser Vision einen kleinen Schritt näher bringt.

Es bleiben noch genügend Nuklearwaffen übrig, um die Welt zu vernichten. Entscheidender am neuen Vertrag ist die konstruktive Zusammenarbeit der einstigen Erzfeinde. Ihr gemeinsamer Einfluss wird heute gebraucht, um die Weiterverbreitung von Atomwaffen an Staaten wie Nordkorea oder den Iran zu verhindern und die Vielzahl von Konflikten zu lösen, die nach dem Ende der atomar zementierten Zweiteilung der Welt ausgebrochen sind.

Bis zu diesem "Gleichgewicht des Vertrauens", bei dem nicht zuallererst nationale oder imperiale Interessen, sondern faire Chancen und Lösungen für die gesamte Welt im Vordergrund stehen werden, sind aber noch viele Schritte nötig.