Bischkek. Zwei Tage nach dem Sturz des Präsidenten von Kirgistan hat die selbst ernannte Übergangsregierung am Freitag vor einer neuen Gewaltwelle gewarnt. Die Einheiten des gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew bereiteten sich nicht auf ihre Kapitulation vor, sagte Rosa Otunbajewa, Anführerin der neuen Machthaber in dem zentralasiatischen Land. Sie habe Informationen, dass mehrere Bomben an drei Plätzen in der Hauptstadt Bischkek gelegt worden seien. Bakijew ist in den Süden des Landes geflohen, wo er in seiner Heimatregion um Osch und Dschalalabad traditionell die meisten Anhänger hat. Einen Rücktritt hatte er abgelehnt.

Zunächst schien sich die Lage in Bischkek etwas beruhigt zu haben. Rund 1000 Menschen versammelten sich am Regierungsgebäude, um der Toten zu gedenken. Männer mit traditionellen weißen Filzhüten beteten kniend, während Angehörige ihre Toten beweinten. Bei den Straßenschlachten am Mittwoch waren mindestens 75 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden.

Das Land liegt nördlich des Iran und Afghanistans und soll ein Bollwerk gegen islamistische Extremisten bilden. Streit könnte es vor allem um den US-Luftwaffenstützpunkt Manas geben, über den die Nato einen Teil ihres Nachschubs für die Truppen in Afghanistan organisiert. Die Übergangsregierung erwägt die Schließung der Basis.

Russland hat den neuen Machthabern Unterstützung zugesagt und sie im Gegensatz zu den USA bereits anerkannt. Die Übergangsregierung dankte Russland für dessen Rolle beim Sturz von Bakijew und erklärte die Moskauer Regierung zum wichtigsten strategischen Partner. "Russland hat seine eigene Rolle beim Sturz Bakijews gespielt", sagte Omurbek Tekebajew, ein Vertreter der Übergangsregierung, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Freude Russlands über dessen Entmachtung sei offensichtlich gewesen. Die Laufzeit des Pachtvertrags für den US-Stützpunkt Manas werde nun wohl gekürzt.

Die USA hatten Manas kurz nach Beginn des Krieges in Afghanistan 2001 gepachtet. 2009 hatte Bakijew Russland die Schließung zugesagt, nachdem ihm Moskau Milliardenhilfen in Aussicht stellte. Später machte der Präsident einen Rückzieher und erlaubte den USA zu bleiben - für eine höhere Pacht.