Barack Obama und Nicolas Sarkozy betonen Übereinstimmung. EADS darf wieder mit Boeing konkurrieren. Einigkeit herrscht auch in der Frage von Sanktionen gegen den Iran.

Washington. Mit einer launigen Pressekonferenz und einem privaten Abendessen im Weißen Haus traten der amerikanische Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy in Washington dem schwelenden Verdacht entgegen, das Verhältnis zwischen den beiden Staatsmännern sei leicht unterkühlt.

Obama nannte Sarkozy in einem Tonfall, der zwischen überschwänglich und ironisch changierte, "my dear friend". Sarkozy erzählte, er habe auf Empfehlung "eines guten Freundes" ein exzellentes Hotdog in Obamas Washingtoner Lieblingswürstchenbude Ben's Chili Place gegessen. Beim Betreten des Lokals habe er ein großes Foto des amerikanischen Präsidenten entdeckt, so Sarkozy. Bald, so fürchte er, werde dort wohl nun auch ein kleineres Bild vom französischen Präsidenten hängen.

Darüber hinaus erklärte Sarkozy, "die Gemeinsamkeit der Ansichten" sei in der Geschichte beider Länder "noch nie so identisch" gewesen. Offenbar auch um dies zu unterstreichen duzte er Obama mehrfach. Dieser habe ihm versichert, die Vergabe des Großauftrags über ein neues Tankflugzeug für die amerikanische Luftwaffe, bei dem der europäische Rüstungskonzern EADS nun doch wieder mit Boeing konkurriert, werde "fair und transparent" ablaufen, berichtete Sarkozy. Er habe geantwortet: "Wenn du das sagst, dann vertrauen wir dir."

Einigkeit herrschte auch in der Frage über den Umgang mit dem renitenten Iran. Beide seien entschlossen, den Iran "davon abzuhalten, an Atomwaffen zu gelangen", sagte Obama. Noch in diesem Frühjahr hofft er Uno-Sanktionen gegen den Iran herbeiführen zu können. "Die Zeit für Entscheidungen" sei gekommen, stimmte Sarkozy zu, Iran könne seinen "verrückten Kurs" nicht fortsetzen.

Ob er den Eindruck habe, dass der amerikanische Präsident ein guter Zuhörer für den Rest der Welt sei, wurde Sarkozy gefragt, nachdem er bei einer Rede in New York angemerkt hatte, kein einzelnes Land könne die Welt allein regieren. Noch bevor Sarkozy darauf eine passende Antwort einfiel, witzelte Obama: "Ich höre Nicolas zu, ich höre ihm die ganze Zeit zu."

Ihn amüsiere die Berichterstattung über das angeblich schwierige Verhältnis der europäischen Regierungschefs mit Obama, sagte Sarkozy. "Das hat nichts zu tun mit dem, was wir in unseren Gesprächen mit Barack Obama erleben. Da kann ich auch für Angela Merkel oder Gordon Brown sprechen", beteuerte Sarkozy.

Zur Festigung des franko-amerikanischen Bundes brachten Sarkozy und seine Gattin Carla Bruni-Sarkozy Obama und seiner Ehefrau Michelle einen Brief Benjamin Franklins aus dessen Zeit als amerikanischer Botschafter in Paris als Gastgeschenk mit. Die Obama-Töchter Malia und Sasha erhielten Asterix-Comics.

Spekulationen darüber, dass die beiden Präsidenten nicht so recht miteinander können, waren nach Obamas Frankreich-Besuch im vergangenen Juni aufgekommen, als Obama eine Einladung zum Dinner im Élysée ausschlug und stattdessen lieber mit seiner Ehefrau Michelle in einem Pariser Bistro essen ging. Diesen mittleren Affront kompensierte er nun mit der Dinner-Einladung ins Weiße Haus.

Im Vorfeld des Besuchs hatten Mitarbeiter des Élysée-Palastes keine Gelegenheit ausgelassen, die Großartigkeit dieses Termins zu unterstreichen. Zum Abendessen ins Weiße Haus hätten es bislang weder Angela Merkel, Gordon Brown noch Recep Erdogan geschafft, streute der Élysée-Palast mit einem gewissen kindlichen Stolz. Für Sarkozy kommt die Herzlichkeitsdusche aus Washington gerade recht. Daheim in Frankreich befindet er sich nach dem Desaster bei den Regionalwahlen in einem historischen Umfragetief.