Hamburg/Brüssel. Der Streit der EU-Spitzen über Nothilfen für das taumelnde Griechenland hat den Euro in Turbulenzen gebracht. Die Gemeinschaftswährung fiel gestern gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten, zum Franken sogar auf ein Allzeittief. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zugleich vor dem EU-Gipfel am heutigen Donnerstag ihre Ablehnung von deutschen Finanzhilfen für Athen bekräftigt.

Der Euro rutschte bis auf 1,3345 Dollar ab und war damit so schwach wie seit Mai 2009 nicht mehr. Die Währung wurde zusätzlich damit belastet, dass die Kreditwürdigkeit Portugals, ebenfalls ein Defizit-Sünder, international herabgestuft wurde. Die EU-Kommission sieht nun die Euro-Stabilität in Gefahr. Darum müssten sich die Mitglieder der Eurozone dringend auf ein Hilfspaket für Athen einigen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn.

Die Bundesregierung sieht dagegen noch keinen akuten Entscheidungsdruck. Nach dem Willen von Bundeskanzlerin Angela Merkel soll der Internationale Währungsfonds bei einer Notfallhilfe für Griechenland die Hauptrolle spielen. Im Gespräch ist eine Summe von zehn Milliarden Euro vom IWF. Ergänzend sollten freiwillige Hilfen einzelner EU-Länder hinzukommen. Zudem strebt Berlin mittel- und langfristig schärfere Sanktionen und eine bessere Prävention für künftige Krisenfälle an.

Andere Hilfsmöglichkeiten verstoßen nach Ansicht der Kanzlerin gegen die EU-Verträge, die es den Euro-Staaten untersagt, sich gegenseitig vor dem Bankrott zu retten. Auch Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy ist auf die IWF-Initiative eingeschwenkt. Der IWF ist eine Sonderorganisation der Uno, der 186 Staaten angehören.

Nach Angaben aus Regierungskreisen findet der Vorstoß in der Euro-Zone "eine deutlich größere Unterstützung als noch vor drei Wochen". Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte dagegen davor, den IWF einzuschalten. Die EU habe Griechenland Unterstützung versprochen, sagte das Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi der "Zeit". "Verträge müssen eingehalten werden." Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bekräftigte seine Skepsis. "Ich bleibe dabei: Auf Dauer ist es der bessere Weg, wenn die europäische Währung ihre Probleme selbst lösen kann", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Einbeziehung des IWF dürfe nur eine Ausnahme sein.

Vom Tisch ist offenbar ein zunächst von der EU-Kommission gefordertes Sondertreffen der EU-Länder noch vor dem regulären Gipfel. Dazu sei nicht eingeladen worden, verlautete aus Kreisen der Bundesregierung. Ein solches Treffen sei nur sinnvoll, wenn Beschlüsse anstünden. Dies sei aber nicht der Fall. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erklärte, die griechische Regierung sage selbst, dass sie keine Finanzhilfen brauche und es aus eigener Kraft schaffe. Man dürfe keinen Präzedenzfall schaffen, auf den sich später andere EU-Mitgliedstaaten berufen könnten, sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Offiziell spielt das Thema Griechenland bei dem Gipfeltreffen gar keine Rolle. Auf dem Programm in Brüssel stehen die EU-2020-Strategie, der Klimaschutz und Bemühungen um eine Art europäische Wirtschaftsregierung im Kampf gegen die Finanzkrise. Dabei soll es ein "Frühwarnsystem" für jene Länder geben, die an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.