Paris. François Bayrou stand endlos lange Sekunden an seinem in Partei-Orange gehaltenen Rednerpult und starrte trist ins Nichts. "Kann mir irgendjemand sagen, ob wir irgendwo auf Sendung sind?", fragte er dann ratlos. Die Szene war am Sonntagabend nach Verkündung der ersten Hochrechnungen in allen Sendern zu sehen und symbolisiert eines der Ergebnisse der Regionalwahlen in Frankreich: François Bayrou, Chef der Zentrumspartei Mouvement Démocrate befindet sich in einem tiefen Funkloch. Vor zwei Jahren noch ernst zu nehmender Kontrahent von Nicolas Sarkozy, erreichte Bayrous lahmende Bewegung nun gerade noch vier Prozent der Stimmen.

Ansonsten lieferte der Abend vor allem Bilder von jubelnden Frauen, einem dröhnenden älteren Herrn und von verkniffen dreinblickenden Mitgliedern der abgestraften Regierungspartei UMP. Unsichtbar blieb der Präsident - aus gutem Grund. Das Regierungsbündnis der bürgerlichen Rechte hat in der ersten Runde der Regionalwahlen ein historisch miserables Ergebnis eingefahren: 26,7 Prozent der Stimmen sind eine deutliche Botschaft der Ablehnung für die Politik des Präsidenten, auch wenn sich UMP-Vertreter bemühten, die extrem niedrige Wahlbeteiligung von 47 Prozent als Entschuldigung anzuführen, und nicht müde wurden zu betonen, dass es sich um eine Regional- und nicht um eine Präsidentenwahl handele.

Die unter der Führung von Martine Aubry genesende Partei der Sozialisten überflügelte die UMP als stärkste Partei und erzielte landesweit 29,5 Prozent. Die drei kleineren Linksparteien kommen gemeinsam auf knapp zehn, das grüne Bündnis Europe Écologie erreichte 12,5 Prozent. Die PS hat nun in der zweiten Runde am Sonntag - bei der nur noch jene Gruppierungen teilnehmen dürfen, die in der ersten Runde die Zehn-Prozent-Hürde überwanden - gute Aussichten, in allen 22 Regionen Frankreichs die Macht zu gewinnen.

Die PS-Vorsitzende Martine Aubry begrüßte das Wahlergebnis als "klare und starke Botschaft". Aubrys Aussichten, die Partei in den Präsidentschaftswahlkampf 2012 zu führen, sind mit dem Resultat gestiegen.

Zurückgemeldet hat sich auch Ségolène Royal, die als amtierende Präsidentin der Region Poitou-Charentes mit 39 Prozent der Stimmen ein überzeugendes Ergebnis einfuhr. Jubeln durfte auch die Spitzenkandidatin des grünen Bündnisses Europe Écologie, Cécile Duflot. Mit 12,5 Prozent konnten die Grünen ihren Europawahlerfolg bestätigen.

Die vierte Dame, die mit dem Ausgang der Wahl ausgesprochen zufrieden war, heißt Marine Le Pen. Die Tochter und potenzielle Nachfolgerin des Front-National-Chefs freute sich über ein Gesamtergebnis von zwölf Prozent für ihre rechtsextreme Partei. Im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2012 sorgt das Wahlergebnis nun für erhebliche Unruhe im bürgerlich-konservativen Lager. Die Zweifel an der Persönlichkeit Sarkozys, der Wirksamkeit seiner Reformpolitik und seiner Fähigkeit, eine Mehrheit zusammenzubringen, sind deutlich gewachsen.