Ministerpräsident Abhisit lehnt alle Forderungen ab und lässt zwei Ultimaten der Thaksin-Anhänger verstreichen.

Bangkok/Hamburg. Eine Million Kubikzentimeter Blut will die Opposition in Thailand heute vor dem Regierungssitz vergießen und so eine Neuwahl erzwingen. Zwischen 10 000 und 100 000 Spender würden benötigt, die zwischen zwei und 20 Teelöffel Blut für die ungewöhnliche Protestaktion spenden müssten, damit die angepeilten 1000 Liter zusammenkommen, hatte sich die Opposition überlegt. Zuvor hatte Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva ein weiteres Ultimatum der Demonstranten zur Auflösung des Parlaments verstreichen lassen.

"Dieses Blut wird vom Körper und der demokratischen Seele der ,Rothemden' genommen", erklärte Protestführer Nutthawut Saikua und kündigte an, mit der Rekrutierung von medizinischem Personal für die Blutabnahme-Aktion zu beginnen.

Rund 100 000 Menschen waren gestern vor die Kaserne des 11. Infanterieregiments in Bangkok gezogen, wo sich Ministerpräsident Abhisit seit einigen Tagen aufhielt. Sie forderten den Regierungschef ultimativ auf, eine Neuwahl anzusetzen. Erstmals gab es Verletzte: zwei Soldaten, die bei der Explosion von vier Granaten in einem von Demonstranten umstellten Stützpunkt verwundet wurden.

Abhisit hatte zunächst ein erstes bis Montagmittag befristetes Ultimatum der Opposition zurückgewiesen und im Fernsehen erklärt, eine Auflösung des Parlaments als Gegenleistung für eine Beendigung der Demonstrationen sei "nicht machbar". Die Regierung sei aber bereit, die Vorstellungen der Opposition anzuhören. Wie alle Thailänder wolle auch die Regierung, dass das Land vorankomme, sagte Abhisit.

Diese Auskunft befriedigte die Demonstranten, überwiegend Anhänger des 2006 mit einem Militärputsch gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra, aber nicht. Sie werfen dem amtierenden Ministerpräsidenten Abhisit vor, illegal an die Macht gekommen zu sein. Die wegen ihrer Kleidung "Rothemden" genannten Oppositionellen drohten, die Zentren der Regierung lahmzulegen, falls ihre Forderung nach Neuwahlen nicht erfüllt werde.

Die Kaserne des belagerten 11. Infanterieregiments war mit Stacheldraht gesichert worden. In der Hauptstadt waren außerdem 50 000 Soldaten und Polizisten im Einsatz. Der Regierungschef soll die Kaserne inzwischen aber verlassen haben und sei gestern mit einem Hubschrauber ausgeflogen worden, berichtete der Fernsehsender INN.

Thailand ist seit Anfang 2006 politisch nicht mehr zur Ruhe gekommen, als Demonstranten Thaksin Korruption und Machtmissbrauch vorwarfen. Im gleichen Jahr wurde er gestürzt. Thaksin gilt als Liebling der armen Massen - und damit als Feindbild der alten Elite des Landes aus hohen Beamten, Militärangehörigen, Vertrauten des Königshauses und mächtigen Geschäftsleuten. Dabei gehörte der promovierte Jurist und Polizeioffizier Thaksin, als Geschäftsmann zum Multimilliardär und reichsten Mann Thailands geworden, eigentlich selber zur Elite. Doch seine Politik wurde von vielen als Bedrohung empfunden. Und Thaksin lieferte seinen Gegnern mit einem autoritären Regierungsstil und einer hemmungslosen Selbstbereicherung selber reichlich Munition.