Bagdad. Noch stehen die offiziellen Ergebnisse der Parlamentswahl im Irak nicht fest. Es zeichnet sich jedoch bereits jetzt ab, dass keine der Parteienbündnisse die absolute Mehrheit im Parlament haben wird. Eine Koalitionsbildung scheint somit unabdingbar und könnte ein langwieriger Prozess werden. Zwei Bündnisse - die säkulare Al-Irakija-Liste, zu der auch der sunnitische Vizepräsident Tarik al-Haschimi gehört, und die Allianz der religiösen Schiiten-Parteien von Ammar al-Hakim mit guten Beziehungen zum Iran - stritten gestern um den zweiten Platz hinter der Rechtsstaat-Koalition des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Nach bislang veröffentlichten inoffiziellen Schätzungen hat die Rechtsstaat-Koalition die meisten Stimmen erhalten. Malikis Koalition liege in mindestens zehn der 18 Provinzen in Führung, räumte auch dessen Hauptkonkurrent, die Irakische Nationalallianz (INA), ein.

Den zweiten Platz soll die Al-Irakija-Liste belegt haben. Die Schiiten-Allianz stritt dieses Ergebnis jedoch mit Verweis auf eigene Zählungen ab. Trotz Unstimmigkeiten haben Vizepräsident al-Haschimi und der Vorsitzende der Schiiten-Allianz, al-Hakim, bereits Sondierungsgespräche zur Bildung einer Koalition aufgenommen. "Unser Land braucht eine Regierung der nationalen Einheit, damit Stabilität einkehrt", sagte al-Haschimi. Die Allianz der Kurdenparteien, die bislang den vierten Platz belegt hat, will weiterhin den Staatspräsidenten stellen und fordert ein Referendum in der ölreichen Stadt Kirkuk über eine Eingliederung in das nordirakische Autonomiegebiet der Kurden.

Die offiziellen Ergebnisse der Parlamentswahl werden in den kommenden Tagen erwartet. Der Uno-Sondergesandte Ad Melkert zeigte sich indes zufrieden mit dem Auszählungsprozess.