Hamburg. In der Nähe der zentralnigerianischen Stadt Jos sind in der Nacht zu Sonntag drei christliche Dörfer von Mitgliedern der muslimischen Fulani-Hausa-Nomaden überfallen und zerstört worden. Die mit Schusswaffen, Macheten und Äxten bewaffneten Milizen gingen brutal gegen die einheimische christliche Bevölkerung vor. Örtliche Behörden sprachen gestern von mehr als 500 Toten, darunter auch viele Frauen, Alte und Kinder. Die Stadt Jos im Bundesstaat Plateau liegt zwischen dem überwiegend muslimischen Norden und dem christlichen Süden Nigerias und gilt als ein religiöses Pulverfass.

Bei dem blutigen Vorgehen vom Sonntag wird jedoch auch von sozialen und politischen Motiven ausgegangen. Die christliche Bevölkerung der Region beklagt die aggressive Expansionspolitik der Haussa-Fulani-Nomaden aus dem Norden. Diese wiederum kritisieren den Ausschluss von allen politisch relevanten Gremien. Bereist im Januar war es in Jos zu schweren Kämpfen zwischen Christen und Muslimen gekommen, nachdem muslimische Dörfer von christlichen Banden überfallen worden waren. Mehr als 300 Menschen waren damals getötet worden. Seitdem galt in der Region eine nächtliche Ausgangssperre. Experten sehen bei den blutigen Angriffen der Muslime einen Racheakt für die Auseinandersetzungen im Januar. Goodluck Jonathan, der christliche Stellvertreter des herzkranken Präsidenten Umaru Yar'Adua, versprach eine ausführliche Untersuchung der Vorfälle. Es seien bereits 95 Verdächtige verhaftet worden. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich besorgt und rief alle Beteiligten zu äußerster Besonnenheit auf.