Ankara. Aus Ärger über eine Resolution im US-Repräsentantenhaus, in der die Tötung Hunderttausender Armenier im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet wird, beruft die Türkei ihren Botschafter aus Washington ab. Die Abberufung trete sofort in Kraft, teilte die Regierung gestern Abend in Ankara mit. Wenige Minuten zuvor hatte der Auswärtige Ausschuss des US-Repräsentantenhauses die umstrittene Resolution knapp mit 23 zu 22 Stimmen angenommen. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama hatte vor einer Beleidigung der Türkei im Fall einer Annahme gewarnt.

Das Nato-Mitglied Türkei ist ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen und Mittleren Osten. Historiker schätzen, dass im Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier von Türken getötet wurden, viele Forscher sprechen vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Türkei wehrt sich gegen diese Einschätzung und erklärte wiederholt, die Zahl der Toten sei übertrieben - die Armenier seien Opfer von Bürgerkrieg und Unruhen geworden. Die Resolution soll nun dem Plenum des US-Repräsentantenhauses vorgelegt werden. Dort ist die Annahme unsicher.