Mardschah. Nach der Offensive "Muschtarak" ("Gemeinsam") in der Provinz Helmand planen afghanische und Nato-Truppen eine noch größere Militäraktion in Kandahar. Wenn es darum gehe, den Aufständischen in Afghanistan jeglichen Boden zu entziehen, dann müsse die Geburtsstadt der islamistischen Bewegung gestürmt werden, verlautete aus Regierungskreisen in Washington. Insofern sei der Angriff auf die Stadt Mardschah nur ein taktisches Vorspiel gewesen. Dabei beseitigten US-Soldaten am Wochenende nach eigenen Angaben die letzten Widerstandsnester.

"Im Grunde kann man sagen, dass Mardschah jetzt gesäubert ist", sagte US-Hauptmann Joshua Winfrey zwei Wochen nach Beginn der Offensive. Zuvor waren US-Marineinfanteristen und afghanische Soldaten, die im Stadtzentrum kämpften, zu ihren am Nordrand stationierten Kameraden vorgedrungen. Die afghanische Regierung hat bereits am Donnerstag offiziell die Kontrolle über die einstige Taliban-Hochburg in Helmand übernommen.

Dies auch in Kandahar zu ermöglichen, habe für die Nato in diesem Jahr oberste Priorität, erklärte ein Gewährsmann in Washington. Der Gouverneur von Kandahar, Turjalai Wessa, bestätigte, dass ein solcher Plan auch bei seinem jüngsten Besuch bei der Zentralregierung in Kabul besprochen worden sei. Er habe bereits internationale Hilfsgruppen kontaktiert, damit die zu erwartenden Flüchtlinge mit Notunterkünften, Nahrungsmitteln und anderen Gütern versorgt werden könnten.

Die "New York Times" berichtete, die Offensive sei für die nächsten Monate geplant. Einzelheiten wurden nicht genannt. Bereits kürzlich hatte US-General David Petraeus angekündigt, die Operation in Helmand sei lediglich "die erste Salve". Die Verfolgung der Aufständischen werde vermutlich zwölf bis 18 Monate dauern. Die Offensive gilt als erster großer Testfall für die Erfolgsaussichten der neuen Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama, die die Vertreibung der Taliban mit einem zivilen Aufbau verbinden soll.