Washington. Nach drei Jahrzehnten Pause sollen in den USA erstmals wieder neue Atomreaktoren gebaut werden. US-Präsident Barack Obama kündigte gestern staatliche Kreditzusagen in Höhe von etwa acht Milliarden Dollar (5,9 Milliarden Euro) für den Bau von zwei Reaktoren an. Der Ausbau der Atomenergie sei notwendig, um die Abhängigkeit der USA von Ölimporten zu verringern und den Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen zu verringern, sagte Obama.

"Um unseren wachsenden Energiebedarf zu decken und den schlimmsten Folgen des Klimawandels vorzubeugen, müssen wir unser Angebot an Nuklearenergie vergrößern, so einfach ist das", sagte der Präsident. Der Bau der Reaktoren werde Tausende Arbeitsplätze in der Konstruktionsphase sowie 800 Jobs dauerhaft schaffen. Die neue Anlage werde 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger ausstoßen als ein vergleichbares Kohlekraftwerk.

Wegen der hohen Kosten für den Bau neuer Atomanlagen sind staatliche Kreditzusagen an private Atomunternehmen ein wichtiger Faktor. Obamas Zusagen fußen auf einem Gesetz aus der Amtszeit seines Vorgängers George W. Bush - dies erlaubt staatliche Kredite für Projekte privater Energiekonzerne, sofern sie den Ausstoß von Treibhausgasen verringern.

Nach dem Reaktorunfall in Three Mile Island in Pennsylvania, bei dem 1979 größere Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden, hatten die USA zunächst auf den Bau neuer Anlagen verzichtet. Das jüngste Atomkraftwerk steht im Bundesstaat New Hampshire. Der Bau wurde 1977 begonnen. Die neuen Reaktoren sollen auf dem Gelände eines bestehenden Atomkraftwerks im Bundesstaat Georgia entstehen.

Obama wies darauf hin, dass die Atomenergie auch "ernsthafte Nachteile" habe - etwa die ungelöste Frage der Lagerung der Abfälle. Bereits im Januar hatte Obama den Bau einer "neuen Generation sicherer und sauberer Atomkraftwerke" angekündigt.