Kiew. Die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko hat nach ihrer Niederlage bei der Präsidentenwahl die Abstimmung als "gefälscht" bezeichnet und will gegen das Ergebnis vor Gericht klagen. "Wir haben gewonnen. Ich habe Beweise", sagte die Politikerin in ihrer ersten öffentlichen Stellungnahme zu der Abstimmung. Der Protest der proeuropäischen Politikerin steht im Widerspruch zur Meinung westlicher Wahlbeobachter, die den Urnengang vom 7. Februar als fair und frei eingestuft hatten. Die Wahl im zweitgrößten Land Europas hatte der prorussische Oppositionsführer Viktor Janukowitsch mit gut drei Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Ein Sprecher des 59-Jährigen bezeichnete die Kritik der Regierungschefin als "Bluff".

Die Wahlkommission der Ukraine wies Timoschenkos Beschwerde gestern ab. Das Gremium teilte in Kiew mit, es werde den Vorwurf des Wahlbetrugs nicht prüfen. Die Regierungschefin sprach dagegen von "schockierenden Details", die ihr Lager entdeckt habe. Etwa eine Million Stimmzettel seien nicht korrekt gewesen, sagte die 49-Jährige mit dem markanten Haarkranz in einer von Fernsehsendern in Kiew direkt übertragenen Rede. Janukowitsch sei "kein rechtmäßig gewählter Präsident und werde dies auch nicht werden", unterstrich sie mit kämpferischem Ton. Straßenproteste lehne sie aber ab, um das Land nicht zu destabilisieren. "Das Recht hat das letzte Wort." Janukowitsch war bereits nach der Präsidentenwahl 2004 zum Sieger erklärt worden. Nach einem Skandal um Fälschungen verlor er aber eine Wiederholungswahl gegen Viktor Juschtschenko und dessen damalige Weggefährtin Timoschenko, die die Orangene Revolution anführten.

Janukowitschs Mitarbeiter Nikolai Asarow bezeichnete den Klageweg als "gutes Recht" von Timoschenko. "Aber 34 000 Wahlhelfer haben keinen Betrug gesehen, nur sie will Beweise haben. Das ist doch ein absoluter Bluff", sagte Asarow. Die stellvertretende Vorsitzende von Janukowitschs Partei der Regionen, Anna German, sagte, eine gerichtliche Anfechtung der Wahl habe keinerlei Aussicht auf Erfolg. "Sie will uns nur zu Verhandlungen drängen, damit wir ihr irgendetwas geben", sagte German. "Aber Demokratie ist für uns keine Verhandlungssache."

Wahlsieger Janukowitsch forderte Timoschenko erneut zum Rücktritt auf. "Sie hat fünf Jahre schlecht gearbeitet und keine Chance, im Amt zu bleiben."