Kiew. In der Ukraine endet nach fünf Jahren die Ära der Orangenen Revolution: Nach seiner schmachvollen Niederlage gegen die pro-westlichen Reformer vor fünf Jahren hat es der pro-russische Oppositionsführer Viktor Janukowitsch jetzt in das höchste Staatsamt geschafft. Dem 59 Jahre alten Nato-Gegner sei der Sieg bei der Stichwahl um das Präsidentenamt nicht mehr zu nehmen, teilte die Wahlleitung gestern in Kiew mit.

Damit wurde der Rivale der pro-europäischen Regierungschefin Julia Timoschenko, der Galionsfigur der Orangenen Revolution, indirekt zum Sieger ausgerufen. Janukowitsch kam bei der Wahl am Sonntag nach Auszählung von fast 99 Prozent der Stimmen auf 48,7 Prozent der Stimmen. Damit lag er rund 3 Prozentpunkte vor Timoschenko, die 45,7 Prozent erhielt. 4,4 Prozent der Wähler hatten auf dem Abstimmungszettel die Option "Gegen alle" angekreuzt. Die 49-jährige Timoschenko erkannte das Resultat dagegen vorerst nicht an und warf ihrem Rivalen Wahlfälschung vor. Sie schloss nicht aus, das Ergebnis anzufechten.

Eine zweite Orangene Revolution wie 2004 galt aber als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung der Bundesregierung verlief die Wahl "ruhig und geordnet". Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) lobte den Urnengang als "vorbildlich demokratisch". Es sei ein Ergebnis der Revolution von 2004, dass in der Ex-Sowjetrepublik heute faire und freie Wahlen möglich seien. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 70 Prozent. Das knappe Wahlergebnis in dem nach Russland zweitgrößten Flächenland Europas stärkt aber auch Timoschenkos Position als Regierungschefin - sie hatte seit dem ersten Wahlgang vor drei Wochen rund 20 Prozentpunkte hinzugewonnen.

Janukowitsch hatte seine Rivalin nach der Wahl aufgefordert, ihr Amt niederzulegen. Er will den schwerreichen Bankier Sergej Tigipko in seine Führungsmannschaft einbinden, der im ersten Wahlgang vor drei Wochen Dritter geworden war. Tigipko hatte sich als Regierungschef angeboten. Damit müsste Timoschenko in die Opposition. Es gilt aber als sicher, dass die charismatische Politikerin ihren Posten nicht kampflos räumen wird. Unter dem neuen Präsidenten Janukowitsch dürfte sich das zuletzt zerrüttete Verhältnis zwischen der Ukraine und ihrem großen Nachbarn Russland deutlich entspannen.

Der im russischsprachigen Osten des Landes verwurzelte Janukowitsch will Russisch zur zweiten Amtssprache machen und mit Moskau gegen mehr Geld über die längere Stationierung der russischen Schwarzmeerflotte auf der ukrainischen Halbinsel Krim über 2017 hinaus verhandeln. Seine Rivalin hatte zwar ebenfalls auf kritische Töne gegen Moskau verzichtet, jedoch stets für eine "europäische Ukraine" geworben. "Wer auch immer aus dieser Stichwahl als Sieger hervorgeht, vor dem liegen sehr große Herausforderungen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke. Die Ex-Sowjetrepublik steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zerfall der UdSSR vor 20 Jahren.