Washington. Mit dem Schlachtruf "Amerika ist reif für eine neue Revolution" und beißender Kritik an Präsident Obama hat sich Sarah Palin auf einem Kongress der "Tea Party"-Bewegung an die Spitze der rechten außerparlamentarischen Opposition in den USA gesetzt. Die frühere Gouverneurin von Alaska riss einen Hotelballsaal mit rund 1000 Aktivisten in Nashville am Sonnabend zu Ovationen hin, als sie der Regierung vorwarf, sie ruiniere Amerika mit "weniger Sicherheit, mehr Schulden unter dem Daumen des großen Staats". Die "wunderschöne" Sammelbewegung der "Tea Party"-Gruppen, so Palin (46) unter dem Jubel der Geschmeichelten, zwinge beide Parteien in Washington, sich gerechtem Volkszorn zu stellen.

Die drei wichtigsten Nachrichten-Kabelsender übertrugen die 45 Minuten währende Rede Palins live und spiegelten so die wachsende Bedeutung der "Tea Party" wie ihrer Schutzpatronin. Sarah Palin, die der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, John McCain, im Spätsommer aus dem Nichts an seine Seite zog, bekleidet kein öffentliches Amt und macht mehr mit Facebook-Zwischenrufen und horrenden Vortragshonoraren von sich reden. Der Kongress in Nashville, zu dem die "Tea Party Nation" gegen einen Eintritt von rund 500 Dollar eingeladen hatte, war innerhalb der Bewegung nicht zuletzt wegen "elitärer Preise" (darunter angeblich 100 000 Dollar für Palin) umstritten und wurde von einigen Gruppen boykottiert. Die Bewegung ist nicht geeint, aber sie hat genug Kraft, bei den Zwischenwahlen zum Kongress im November moderaten Republikanern gefährlich zu werden. Keine Hand rührte sich für John McCain, als Palin ihn in ihrer Rede in Nashville erwähnte. Ihre Anhänger sehen "Palin 2012" im Weißen Haus.