Irans Präsident Ahmadinedschad will im Atomstreit einlenken. Nicht nur Kanzlerin Merkel bleibt skeptisch - vor allem nach dem jüngsten Raketentest.

Mit seiner plötzlichen Kehrtwende im Atomstreit stößt der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad international auf Skepsis. Auch Bundeskanzlerin reagierte zurückhaltend auf seine Ankündigung, sein Land sei nun doch bereit, Uran im Ausland anreichern zu lassen. „Wir werden das alles daran messen, welche Taten folgen“, sagte Merkel in Berlin. Der Iran müsse gegenüber der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO) glaubhaft machen, dass er tatsächlich auf Angebote wie die Uran-Anreicherung im Ausland eingehe. „Eine Rede ist sicherlich noch keine belastbare Grundlage.“

Bundesaußenminister Guido Westerwelle sieht die angekündigte Wende Irans ebenfalls skeptisch. Das Ende der Verweigerungshaltung müsse mit Fakten unterlegt werden. Nur durch eine ernsthafte Rückkehr Teherans an den Verhandlungstisch könne sich der Westen überzeugen lassen, auf Sanktionen zu verzichten, sagte Westerwelle.

Auch die USA verhielten sich zurückhaltend. „Wenn der Iran etwas Neues zu sagen hat, sind wir bereit, zuzuhören“, sagte ein Regierungsbeamter dem US-Onlinemagazin „Politico.com“. Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte, falls die Führung in Teheran tatsächlich bereit sei, niedrig angereichertes Uran im Ausland auf eine höhere Anreicherungsstufe bringen zu lassen, würde Moskau dies willkommen heißen. Ein chinesischer Außenamtssprecher sagte lediglich, Peking hoffe, dass die betroffenen Parteien und die IAEA weiter verhandelten, um sobald wie möglich eine Vereinbarung zu finden. Irans Erzfeind Israel hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, im Atomstreit mit dem Iran nicht lockerzulassen. Die Führung in Teheran müsse vor die Wahl gestellt werden: „Bombe oder überleben“, sagte der stellvertretende israelische Ministerpräsident Mosche Yaalon.

Die Skepsis des Westens ist vor allem auf die bisherige Haltung des Irans zurückzuführen. Sei Monaten hatte die Staatengemeinde den Iran erfolglos gedrängt, einen Vorschlag zur Urananreicherung in Frankreich und Russland anzunehmen. Die USA und die EU hatten dem Land deswegen zuletzt mit neuen Sanktionen gedroht. Ahmadinedschad erklärte am Dienstagabend in einem Interview mit dem Staatsfernsehen, sein Land sei nun bereit, einen Vertrag zum Uran-Austausch mit den Atommächten abzuschließen.

Nur wenige Stunden nach den Äußerungen des Präsidenten testete der Iran eine neue, selbst entwickelte Satelliten-Trägerrakete vom Typ Kawoschgar 3. Ahmadinedschad sprach von einem „großartigen technologischen Erfolg“. Der dritte Test dieser Art kam zeitgleich mit den Feiern zum 31. Jahrestag der islamischen Revolution 1979. „Bei der Raumfahrttechnik fehlen uns noch zwei Schritte, und dann können wir sagen, dass der Weltraum in den Händen iranischer Forscher liegt“, sagte der iranische Präsident.

Die Weltgemeinschaft, die den Iran ohnehin verdächtigt, heimlich am Bau der Atombombe zu arbeiten, sieht das Raketenprogramm wegen dessen möglicher militärischer Bedeutung mit Besorgnis. „Die Weltraumraketen und die ballistischen Raketen nutzen dieselben Techniken“, erklärte das französische Außenministerium. „Die Staaten dürfen nicht im Rahmen der Weltraumprogramme zur Verbreitung ballistischer Raketen beitragen, die als Träger für Massenvernichtungswaffen dienen könnten.“ Teheran treibe parallel „sein Atomprogramm ohne erkennbares ziviles Ziel“ voran. Der Raketenstart könne daher „die Besorgnis der Weltgemeinschaft nur verstärken“, hieß es weiter.