Hamburg/Islamabad. Er gilt als "Staatsfeind Nummer eins" und hat sich als Drahtzieher zahlreicher blutiger Anschläge einen Schreckensruf erworben - nun ist er nach Angaben des pakistanischen Staatsfernsehens tot: Hakimullah Mehsud, Anführer der Radikalislamisten in Pakistan, soll bei einem US-Drohnenangriff ums Leben gekommen sein.

Die pakistanischen Taliban dementierten umgehend: Meldungen über Mehsuds Tod seien "Teil einer bösartigen Propagandakampagne der pakistanischen Regierung", hieß es in einer Erklärung. Dies werde bald bewiesen werden - durch eine Audio-Botschaft oder ein Interview ausgewählter Journalisten mit Mehsud.

Tatsächlich konnte sein Tod noch von keiner unabhängigen Quelle bestätigt werden. Nach Angaben der "New York Times" sind sich US-Geheimdienste "zu 90 Prozent sicher", dass Mehsud tot ist. Der Chefterrorist sei bei dem Angriff einer unbemannten US-Drohne im Grenzgebiet zu Afghanistan am 14. Januar schwer verletzt worden. In der vergangenen Woche soll er an seinen Verletzungen gestorben sein. Das pakistanische Militär, das im Herbst eine Großoffensive gegen Mehsud und seine Anhänger im Gebiet von Süd-Waziristan gestartet hat, gab keine Stellungnahme ab. Pakistans Innenminister Rehman Malik sagte, die Regierung habe keine Beweise, die die Angaben bestätigten. Die "New York Times" berichtete dagegen unter Berufung auf Stammmesangehörige, Mehsud sei in der vergangenen Woche im Stammesgebiet Orakzai beerdigt worden, wo seine Familie lebe.

Doch Zweifel bleiben. Zumal Mehsuds Tod zuvor schon mehrfach gemeldet wurde; zuletzt im September. Zudem sind zuverlässige Informationen aus der von Taliban kontrollierten gesetzlosen Provinz Süd-Waziristan selten. Der 28 Jahre alte Hakimullah Mehsud ist Chef des berüchtigten Talibanverbandes Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), der über 10 000 aktive Kämpfer verfügt. Hakimullah hat den im August bei einem US-Angriff getöteten TTP-Gründer Baitullah Mehsud abgelöst, ein entfernter Verwandter. Seit Oktober sind bei einer blutigen Anschlagsserie der TTP mindestens 500 Menschen getötet worden.

Die Stammesgebiete Orakzai, Khyber and Kurram dienen Taliban- und Al-Qaida-Kämpfern als Rückzugsgebiet nach Attacken auf die Nato-Truppen im benachbarten Afghanistan. Als Beweis für die enge Zusammenarbeit zwischen Taliban und al-Qaida zeigte sich Mehsud kürzlich zusammen mit dem jordanischen Doppelagenten Humam Khalil Abu Mulal al-Balawi auf einem Video. Der Jordanier war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Bandes allerdings bereits tot. Er hatte sich am 30. Dezember auf einer Basis des US-Geheimdienstes CIA in der ostafghanischen Provinz Chost in die Luft gesprengt und mindestens fünf Agenten mit sich in den Tod gerissen. Hakimullah Mehsud bezeichnete das Selbstmordattentat als Racheakt für die Ermordung seines "Amtsvorgängers" Baitullah Mehsud.

Gestern haben zehn bewaffnete Angreifer einen Tanklastwagen mit Benzin-Lieferungen für die Nato-Truppen mit Maschinengewehren beschossen und die beiden Insassen schwer verletzt. 78 000 Tonnen Treibstoff seien verbrannt, teilten die Behörden mit. Der Vorfall ereignete sich auf pakistanischem Gebiet. Die Militanten haben damit zum dritten Mal innerhalb von fünf Tagen Fahrzeuge angegriffen, die die Truppen am Hindukusch mit Lebensmitteln und Ausrüstung versorgen.