Die Maßnahmen sollen den Druck auf Teheran erhöhen, aber auch Israel von einem Alleingang abhalten.

Hamburg/Washington. Die USA forcieren die Stationierung ihrer Raketenabwehrsysteme am Persischen Golf, um einen möglichen Angriff des Iran abfangen zu können. Zum einen sollen Spezialschiffe vor der iranischen Küste patrouillieren, gleichzeitig werden in mehreren arabischen Anrainerstaaten Abfangsysteme installiert, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Regierungs- und Armeequellen.

Dem Bericht zufolge haben Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Kuwait der Stationierung der Abwehrsysteme zugestimmt. In Kuwait würden mit den neuen Abwehrwaffen ältere, weniger leistungsfähige abgelöst. Auch der Oman sei um die Erlaubnis für eine Stationierung gebeten worden, doch seien dort noch keine Patriot-Abwehrsysteme eingetroffen.

"Unser oberstes Ziel ist es, die Iraner abzuschrecken", sagte ein Washingtoner Regierungsvertreter der Zeitung. Zweites Ziel sei es, die Sicherheit der arabischen Staaten zu wahren, "damit diese sich nicht gezwungen fühlen, ebenfalls nuklear aufzurüsten".

Laut "New York Times" soll die Forcierung aber auch Israel davon überzeugen, dass es keinen unmittelbaren Grund habe, eigene Militärschläge gegen Iran zu planen.

Schon vor ein paar Tagen hatte der Oberkommandierende der US-Streitkräfte am Golf, General David Petraeus, die Maßnahmen auf einer Konferenz in New York angekündigt. Zunächst machte er keine näheren Angaben, welche Staaten die amerikanischen Abwehrwaffen aufstellten. Zahlreiche Länder der Golfregion wollten ungern an die Öffentlichkeit dringen lassen, dass sie amerikanische Waffensysteme und die damit verbundenen Truppen aufnehmen.

Petraeus betonte aber, Iran werde "von den Ländern auf der anderen Seite des Golfs klar als ernste Bedrohung gesehen". Die Aufstockung beinhalte "acht Patriot-Abschussbatterien, zwei in jedem der vier Länder". Darüber hinaus schickten die USA mehrere Kreuzer, die mit Aegis-Warnsystemen und Abfangsystemen gegen iranische Mittelstreckenraketen ausgerüstet seien und ständig im Golf patrouillieren sollten.

Einige Golfstaaten haben bereits begonnen, ihre Verteidigungsfähigkeit selbst auszubauen. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate kauften unter anderem in den vergangenen zwei Jahren amerikanische Waffen im Wert von mehr als 15 Milliarden Dollar. Im Mai 2007 hatte auch Frankreich seine militärische Präsenz am Golf stark ausgebaut: In Abu Dhabi wurden französische Marine-, Luftwaffen- und Armee-Basen eröffnet. Abu Dhabi ist nur 225 Kilometer von der Küste des Iran entfernt.

Mit den forcierten Maßnahmen wollen die USA den Druck auf Iran und auf die iranischen Revolutionsgarden erhöhen, die Irans Nuklearprogramm kontrollieren. Der Iran hatte den Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zurückgewiesen, Uran zur Anreicherung ins Ausland abzugeben. Präsident Barack Obama hatte Iran daraufhin vor "Konsequenzen" gewarnt.

Am Freitag hatte US-Außenministerin Hillary Clinton China aufgefordert, sich neuen Sanktionen gegen Teheran nicht entgegenzustellen, das sei kurzsichtig.

Die neuen Pläne am Golf seien schon vor Monaten ausgearbeitet worden, schrieb die "Washington Post". Heute wolle das Weiße Haus dem Kongress den strategischen Rahmen vorstellen. Das künftige Verteidigungskonzept am Golf basiere auf einem Netzwerk von Sensoren, Waffen und auch einer Kooperation mit Russland, so die Zeitung. Diese Möglichkeit habe sich ergeben, nachdem Präsident Obama von dem Plan seines Vorgängers abgerückt sei, einen Raketeschild in Osteuropa zu errichten.