Noch vor vier Wochen war Svenja Koch, Leiterin beim Deutschen Roten Kreuz, in Haiti auf Projektreise.

Abendblatt:

Welchen Eindruck hatten Sie von Port-au-Prince?

Svenja Koch:

Das ist ein zerfallendes Land. Port-au-Prince besteht aus Slums, die Menschen leben auf Müllhügeln. Ein solches Elend habe ich selbst in Afrika nicht gesehen. Hier muss man sagen: Zum Glück sind die Häuser nicht aus massivem Material gebaut, so konnte man auch nicht von herabfallenden Betonklötzen getroffen werden. Aber ohne Zugang zu sauberem Wasser können auch kleine Wunden tödlich sein.

Abendblatt:

Wie sieht derzeit die Hilfe im Katastrophengebiet aus?

Koch:

Auf Haiti gibt es 10 000 Helfer des Roten Kreuzes. Dieses Land hat keinerlei Katastrophenvorsorge, in der Not wissen die Menschen dort überhaupt nicht, wohin. Die sind völlig auf sich gestellt. Regierung und Polizei sind völlig überfordert.

Abendblatt:

Was benötigen die Menschen dort jetzt am meisten?

Koch:

Es muss dringend medizinisches Material dorthin. Ganz wichtig ist auch sauberes Wasser. Es werden bereits Trinkwasseraufbereitungsanlagen nach Haiti gebracht.

Abendblatt:

Welche Aufgabe werden Sie von Deutschland aus übernehmen?

Koch:

Der Einsatz wird noch mit dem Internationalen Roten Kreuz abgestimmt. Wir werden wohl unser mobiles Rotkreuzkrankenhaus nach Haiti bringen. Das haben wir hier in Berlin bereitliegen, verpackt in zig Holzkisten. Innerhalb von 72 Stunden können wir diese Klinik bei einer Katastrophe überall auf der Welt aufstellen und die Menschen versorgen. 2008 hatten wir es in China auf einer zerstörten Autobahn stehen.