Sanaa/Hamburg. Eigentlich wollte Guido Westerwelle seine viertägige Arabien-Reise gestern im glitzernden Dubai beenden - und dabei auch den "Burj Chalifa" besichtigen - seit Beginn des Jahres mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. Aber dann fand sich der Bundesaußenminister in Sanaa wieder, der weit weniger glitzernden Hauptstadt des Jemen, des Armenhauses der Arabischen Halbinsel.

Der Jemen gehört derzeit zu den großen Sorgenfällen der internationalen Gemeinschaft. Viele befürchten, dass sich das 23-Millionen-Einwohner-Land zu einem neuen Afghanistan entwickelt. Also ließ der FDP-Chef die Altstadt links liegen und begab sich bei seinem Drei-Stunden-Besuch schnurstracks in den Präsidentenpalast. Bei den Gesprächen mit Hausherr Ali Abdullah Saleh ging es auch um das Schicksal der im Juni zusammen mit einem Briten entführten deutschen Familie, einem Ehepaar aus Sachsen mit seinen drei Kindern. Zwei deutsche Frauen und eine Koreanerin, die mit ihnen reisten, wurden bereits ermordet aufgefunden. Präsident Saleh habe ihm versichert, dass die jemenitischen Behörden den Aufenthaltsort der fünf Deutschen kennen, sagte Westerwelle. Wenn sich dies bestätige, sei es ein "hoffnungsvolles Zeichen". Saleh habe sich dabei auf "neue Informationen" berufen, sagte der Außenminister. Jemens Vizepräsident Rasched al-Alimi hatte zuvor gesagt, die Entführung sei zwischen schiitischen Rebellen und dem Terrornetzwerk al-Qaida abgestimmt gewesen, vermutlich seien die Eltern von ihren Kindern getrennt worden.

Der Jemen entwickelt sich immer mehr zum Rückzugsraum von Al-Qaida-Terroristen. Auch der verhinderte Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug zu Weihnachten bei Detroit soll dort vorbereitet worden sein. Westerwelle ist der erste westliche Außenminister, der seither wieder in den Jemen reiste. Er sagte, die ganze Welt habe ein großes Interesse an einem stabilen Jemen. Das Land dürfe nicht zum "Hafen für Terroristen" werden.