Die arabische Republik Jemen gleicht einer Labor-Kultur für die Züchtung des Terrorismus-Erregers. Auf bitterste Armut und archaische Stammestraditionen treffen ein radikaler Islam - Konvertiten werden hingerichtet -, wuchernde Korruption, eine hoffnungslose Jugend, die fast die Hälfte des Volkes stellt, ein Bürgerkrieg sowie eine erbarmungswürdig schwache Regierung.

Der Jemen ist de facto ein gescheiterter Staat. Für die Hass-Prediger von al-Qaida ist es nicht schwierig, sich dort festzusetzen und die dumpfe Wut der Frustrierten zu instrumentalisieren.

Damit ist der Jemen im Wortsinne in das Visier der Amerikaner gerückt, die den Terrorismus vor Ort niederkämpfen wollen. Das Land wird nun zum vierten Schlachtfeld der USA nach dem Irak, Afghanistan und Pakistan. Washington tritt mit demselben Rezept an, das schon andernorts wenig Fortune hatte - militärische Offensive bei gleichzeitiger Unterstützung einer schwachen, korrupten Regierung. Al-Qaida ist dem militärischen Druck im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ausgewichen, schafft sich im Jemen eine neue Basis und zielt auf Saudi-Arabien. Damit gleicht sie dem mythologischen Monster Hydra, dem zwei Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt.

Noch sind keine regulären US-Bodentruppen im Einsatz - außer wohl CIA-Kommandoeinheiten oder Söldnertruppen des Typs Blackwater, die gern mal als Richter und Henker in Personalunion auftreten. Doch dies würde unausweichlich, falls die jemenitische Armee schwere Niederlagen erleiden sollte. Es ist abzusehen: Luftangriffe mit vielen zivilen Toten werden den Hass auf den Westen schüren und al-Qaida neue Rekruten zutreiben.

Was in Afghanistan als begrenzte Eindämmungsaktion gegen den militanten Islamismus begann, droht sich zu einem weltweiten Domino-Effekt des Terrors auszuweiten.