Sieben CIA-Agenten und fünf Kanadier sterben bei Taliban-Attentaten. Präsident Barack Obama hat die Chefs der US-Geheimdienste zum Krisengipfel nach Washington bestellt.

Hamburg/Washington/Kabul. Für den amerikanischen Geheimdienst CIA ist das Jahr 2009 mit einer doppelten Katastrophe zu Ende gegangen. Erst rügte US-Präsident Barack Obama die Central Intelligence Agency, weil sie es versäumt hatte, wichtige Hinweise auf den in letzter Minute gestoppten Terrorbomber von Detroit weiterzugeben.

Und dann erlitt die CIA am letzten Tag des Jahres den schwersten personellen Verlust seit 1983. Damals waren acht CIA-Agenten unter den 241 Amerikanern und 58 Franzosen, die beim Anschlag auf die US-Basis in Beirut ums Leben gekommen waren.

Bei dem jüngsten Attentat starben sieben Agenten, sechs weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Zudem kamen ein weiterer US-Bürger und ein Afghane ums Leben. Ein Selbstmordattentäter hatte sich in einer Fitnessanlage der Chapman-Militärbasis in der afghanischen Provinz Chost in die Luft gesprengt. Unter den Toten ist nach Angaben der "New York Times" auch die Leiterin der CIA-Station in Chost, eine dreifache Mutter. Obama würdigte die Toten als "mutige Amerikaner" und Patrioten, die ein großes Opfer für ihre Landsleute gebracht hätten.

Wie US-Medien unter Berufung auf Regierungsbeamte berichteten, trug der Attentäter eine afghanische Militäruniform. Er sei in die Basis eingeladen worden, weil er als vielversprechender Informant gehandelt worden sei. Offenbar sei er deshalb nicht durchsucht worden. Das Attentat ist auch deshalb ein schwerer Schlag für den Geheimdienst, weil die CIA und ihre geheimen Kommandotruppen eine größere Rolle innerhalb der neuen Strategie von US-Präsident Barack Obama spielen sollen. Die vorgeschobene CIA-Station in Chost hatte unter anderem den Auftrag, Informationen über den radikalislamistischen Milizenführer Sirajuddin Haqqani zu sammeln, der für den Tod vieler US-Soldaten verantwortlich gemacht wird. Die CIA-Station auf der Chapman-Basis ist auch für Kommando-Operationen gegen führende Taliban in Pakistan zuständig.

Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag in Chost - und gleich noch zu einer weiteren tödlichen Attacke nahe der südafghanischen Stadt Kandahar. Dort wurde eine am Straßenrand versteckte Bombe gezündet, als eine kanadische Patrouille vorbeifuhr. Neben vier kanadischen Soldaten kam dabei auch die mitfahrende kanadische Reporterin Michelle Lang von der Zeitung "Calgary Herald" ums Leben, die erst seit gut zwei Wochen aus Afghanistan berichtete. Damit sind seit 2001 bereits 138 kanadische Soldaten und zwei Zivilisten am Hindukusch getötet worden. Und in der südafghanischen Provinz Urusgan köpften die Taliban sechs Männer, die sie im Verdacht hatten, für die Regierung von Präsident Hamid Karsai zu arbeiten.

Präsident Obama hatte bereits vor dem Anschlag auf die CIA die Chefs der amerikanischen Geheimdienste für Dienstag zu einem Krisengespräch nach Washington beordert. Obama will bis dahin die ihm vorliegenden Informationen über den Beinahe-Anschlag von Detroit prüfen. Er will mit den Leitern der US-"Intelligence Community" klären, wie es passieren konnte, dass der 23-jährige radikalislamische Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab trotz mehrfacher Hinweise auf dessen Gefährlichkeit hochbrisanten Sprengstoff an Bord einer Northwest-Airlines-Maschine schmuggeln konnte. Der Nigerianer wurde von Passagieren überwältigt, bevor er die Bombe im Landeanflug auf Detroit zünden konnte. An Bord der Maschine waren fast 300 Menschen. Abdulmutallab hatte sich kurz zuvor ohne gültiges Visum im Jemen aufgehalten, wo er offenbar von al-Qaida für den Anschlag ausgebildet worden war. Der Jemen ist zu einer neuen Al-Qaida-Basis geworden.