Teheran. Einen Tag nach erneuten Massenprotesten im Iran gegen die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat der erzkonservative Politiker den Westen attackiert. "Der Westen sollte wissen, dass die iranische Regierung heute zehnmal stärker ist als vor einem Jahr", sagte Ahmadinedschad gestern in der südiranischen Stadt Schiraz. Die Rede wurde live im Nachrichtensender Khabar übertragen.

Die Vorwürfe, der Iran plane den Bau einer Atombombe, seien ein schlechter Witz. "Sie erzeugen bei uns und unserer Nation Brechreiz", sagte Ahmadinedschad. "Wenn wir eine Atombombe bauen wollten, dann hätten wir auch den Mut, dies zu sagen." Es seien "fortwährend eine Menge Papiere fabriziert" und "von der US-Regierung gefälscht und verbreitet" worden, sagte Ahmadinedschad weiter in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC. Er reagierte damit auf einen Bericht der britischen Zeitung "The Times" von vergangener Woche, wonach der Iran an einem wichtigen Bestandteil für den Bau einer Atombombe arbeitet.

Am Montag hatten Zehntausende, nach manchen Berichten sogar Hunderttausende Oppositionelle im Iran die Trauerfeier für den regimekritischen Großajatollah Hussein Ali Montaseri zu einer Massendemonstration gegen die Regierung Ahmadinedschads genutzt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über neue Zensurmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Tod Montaseris. Bei den Trauermärschen wurden auch Journalisten festgenommen. Das Kulturministerium hat die Anordnung an Zeitungsredakteure herausgegeben, keine Artikel über Montaseri zu veröffentlichen. Abgesandte haben dies persönlich in den Redaktionen überwacht. Ein TV-Beitrag der BBC über Montaseri wurde kurz nach Sendungsbeginn blockiert.