Eine neue Studie der EU hat die bislang größte Datensammlung über das Leben junger Europäer zusammengetragen.

Wie leben die Jugendlichen in Europa? Wann verlassen sie das Elterhaus, wie oft benutzen sie das Internet, wie viele Kinder wollen sie haben? Millionen Daten wurden über Jahre gesammelt, jetzt ist der neue Report des Europäischen Statistikamtes (Eurostat) über die "Jugend in Europa" erschienen.

Für die deutschen Jugendlichen ist das Ergebnis wenig schmeichelhaft: Sie sind besonders dick, sie rauchen viel und sie gehören mit Platz sechs zur Spitzengruppe der Hasch-Konsumenten in Europa. Am schlechtesten schneiden die britischen Jugendlichen ab.

Allerdings trifft die Behauptung, die Jugend von heute lasse sich immer länger im "Hotel Mama" verwöhnen, auf die Deutschen eher selten zu. Die jungen Männer verlassen laut Statistik im Durchschnitt mit 25,1 Jahren das Elternhaus, Frauen mit 23,9 Jahren - im EU-Vergleich ist das früh. Nur in Frankreich, Finnland und in den Niederlanden ziehen die Jugendlichen noch eher aus. In Bulgarien (31,5 Jahre), Italien (30,9), Griechenland (30) und der Slowakei (31,5) hingegen verlassen männliche Jugendliche besonders spät das Elternhaus, die Daten bei den Frauen sind ähnlich. Als Hauptgrund für den späten Auszug geben die Jugendlichen an, dass sie sich "eine eigene Wohnung nicht leisten können".

Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie aus deutscher Sicht: Die Jugendlichen hierzulande leben, wenn sie denn zu Hause ausgezogen sind, lieber allein. In keinem anderen Land der EU haben so wenige Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren eine gemeinsame Wohnung. Nur jede zehnte Frau und knapp 7,5 Prozent der Männer in dieser Altersgruppe leben mit einem Partner zusammen. Zum Vergleich: In Frankreich verbringen 42,5 Prozent der jungen Frauen in einer gemeinsamen Wohnung mit dem Partner ihr Leben, in Finnland sind es 46 Prozent, in Großbritannien 34 Prozent und in Italien 23,5 Prozent.

Bei den Geburtenzahlen liegen die jungen Deutschen weit hinten. Obwohl sie sich im Alter zwischen 25 und 39 Jahren statistisch 2,16 Kinder wünschen, gebären die Frauen in Deutschland im Durchschnitt nur 1,32 Kinder - das ist der viertniedrigste Wert in der EU. Die meisten Geburten verzeichnen Frankreich (2,0), Schweden (1,85) und Finnland (1,84). Der Durchschnitt in der Union liegt bei 1,53 Kindern. Zurückgefallen ist Irland mit 1,9 Kindern - 1980 waren es dort noch 3,2 Kinder. Der gestiegene Wohlstand und die Angst, ihn wieder zu verlieren, so vermuten Experten, hat die Geburtenrate auf der Insel deutlich reduziert.

Ihr erstes Kind bekommen deutsche Frauen im Durchschnitt mit 29,1 Jahren. Das ist im europäischen Vergleich relativ spät. Nur in Großbritannien (30 Jahre), Luxemburg (29) und Spanien (29,3) sind die Frauen bei der Erstgeburt noch älter. Die jüngsten Mütter leben in Osteuropa.

Im negativen Sinne führend sind die Deutschen auch beim Rauchen. Etwa 35 Prozent der 15- bis 24-Jährigen und 36 Prozent der 25- bis 34-Jährigen rauchen täglich. Bei den 15- bis 24-Jährigen rauchen nur die Österreicher (41) und Ungarn (38,6) noch häufiger. Bei den 25- bis 34-Jährigen liegt Bulgarien an der Spitze: In dieser Altersgruppe raucht mehr als jeder Zweite.

Auch beim Alkoholkonsum sind deutsche Jugendliche ganz vorn zu finden. Jeder Zweite im Alter zwischen 15 bis 16 Jahren ist innerhalb eines Jahres mindestens einmal betrunken, in Dänemark sind es sogar 73 Prozent der Jugendlichen, gefolgt von Großbritannien (57) und Österreich (56). Haschisch konsumieren 14,6 Prozent der deutschen Jugendlichen - nach Spanien (20,3), Großbritannien (19) und Italien (16,5) einer der höchsten Werte. 1,7 Prozent der Jugendlichen in Deutschland nehmen Kokain, das liegt leicht über dem europäischen Durchschnitt.

Übergewicht haben 26,5 Prozent der Deutschen im Alter von 15 bis 24 Jahren - Platz drei in Europa. Auch bei den 25- bis 34-Jährigen liegt Deutschland mit 42,7 Prozent Übergewichtigen an dritter Stelle, mehr Dicke gibt es nur in Großbritannien (53,1) und Malta (47,8). Jugendliche in Italien und Frankreich hingegen wiegen nur selten zu viel.

Sehr gut schneiden die jungen Deutschen ab, wenn es um das Interesse an Kultur geht. Mehr als 55 Prozent der 16- bis 24-Jährigen haben in den zwölf Monaten vor der Befragung bis zu sechs kulturelle Orte oder Veranstaltungen besucht (Kino und Livekonzerte nicht mitgerechnet. Nur in der Slowakei waren es mehr (57 Prozent). Der EU-weite Durchschnitt liegt bei 42 Prozent. Bei der Frage nach mehr als sechs Kulturbesuchen lagen allerdings die Österreicher und die Ungarn vorn.

Wichtig auch: Drei von vier Jugendlichen in Deutschland surfen durchschnittlich einmal pro Tag im Internet. Spitzenreiter ist Dänemark mit 89 Prozent, Schlusslicht Rumänien (33 Prozent). Dort ist allerdings auch die Versorgung mit Internetzugängen in Privathaushalten am niedrigsten (35 Prozent). Auf Platz eins liegen die Niederlande mit 98 Prozent, Deutschland steht mit 94 Prozent EU-weit auf Platz vier.