Moskau. Blumen, ein Festkonzert und Poster für einen toten Diktator: Die Kommunisten in Russland haben gestern den 130. Geburtstag des sowjetischen Diktators Josef Stalin (1879-1953) gefeiert. An der Kremlmauer in Moskau legten Verehrer Kränze am Grab Stalins nieder. Menschenrechtler erinnerten ihrerseits daran, dass Stalin am Tod von Millionen von Sowjetbürgern die Schuld trage.

Russland habe leider anders als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg die politischen Verbrechen bis heute nicht gerichtlich aufgearbeitet, kritisierte die Organisation Memorial. Kremlchef Dmitri Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin hatten unlängst den Staatsterror unter Stalin verurteilt. Putin sagte, unter Stalin habe es massive Verbrechen gegen das eigene Volk gegeben. "Diese Weise, den Staat zu regieren, ist unannehmbar."

Parallel dazu erinnerten Menschenrechtler daran, dass Stalin am Tod von Millionen von Sowjetbürgern die Schuld trage. Russland habe leider anders als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg die politischen Verbrechen bis heute nicht gerichtlich aufgearbeitet, kritisierte die Organisation Memorial.

Der Umgang mit Stalin gehört in Russland heute zu den umstrittensten Themen überhaupt. Stalins Regierung sei ein "Schreckensregime" gewesen, sagte der "Außenamtschef" der Russisch- Orthodoxen Kirche, Erzbischof Ilarion, unlängst dem Magazin "Der Spiegel". Allerdings haben Umfragen zufolge etwa 37 Prozent der Russen eine positive Einstellung zu Stalin, der als einer der schlimmsten Massenmörder der Geschichte gilt. Während der sogenannten Säuberungsaktionen in den 30er-Jahren ließ der totalitäre Herrscher Hunderttausende vermeintliche Staatsgegner - darunter Künstler, Priester und Intellektuelle - ohne Gerichtsverfahren hinrichten oder in Arbeitslager verbannen.

Die Kommunistische Partei hatte im Vorfeld des Gedenktages erklärt, sie wolle keine Diskussion über Stalins Fehler zulassen.

"Wir möchten sehr, dass an diesem Tag das Gerede über irgendwelche Fehler in der Regierungszeit von Stalin eingestellt wird, dass die Menschen über Stalin als aufbauende, denkende und patriotische Persönlichkeit nachdenken", sagte der stellvertretende Parlamentschef Russlands und Vize-Chef der KP, Iwan Melnikow, der Agentur RIA Nowosti. "Wir möchten, dass sich die Menschen an Stalin als Schöpfer und Denker erinnern."

Die Kommunisten brachten in der Stadt Woronesch riesige Werbetafeln mit dem Bild Stalins und dem Spruch "Der Sieg wird unser sein" an. In Stalins georgischer Heimatstadt Gori pilgerten Dutzende Menschen zu seinem Monument und zu seinem Geburtshaus.

Unterdessen kämpft Stalins Enkel weiter vor Gericht um die Ehre des Diktators. Nachdem ein Gericht im Oktober seine Klage gegen die regierungskritische Zeitung "Nowaja Gaseta" abgelehnt hatte, verklagt Jewgeni Dschugaschwili nun den Radiosender Echo Moskwy. Dieser hatte über einen Befehl Stalins berichtet, nach dem bereits zwölfjährige Kinder erschossen werden durften.