Brüssel. Mit einem dreistündigen Warnstreik haben rund 1500 EU-Beamte gestern ihrer umstrittenen Forderung nach einer deutlichen Gehaltserhöhung Nachdruck verliehen. "Das hier ist nur der Anfang", erklärte ein Gewerkschaftssprecher. Falls die Bezüge der rund 50 000 EU-Beschäftigten nicht um 3,7 Prozent erhöht würden, würden die Mitarbeiter der Institutionen in Brüssel morgen über weitere Arbeitsniederlegungen entscheiden, "am Mittwochnachmittag, am Donnerstag, am Freitag oder an allen drei Tagen".

Deutschland und zahlreiche weitere EU-Staaten lehnen eine Gehaltserhöhung um 3,7 Prozent wegen der Wirtschaftskrise ab. Diplomaten sprachen von einem "bizarren politischen Signal". Die EU-Kommission und Gewerkschaftsvertreter argumentieren hingegen, die geforderte Gehaltserhöhung sei Ergebnis einer vor Jahren von den EU-Regierungen selbst festgelegten Rechenformel. Ihr liegen die Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst in acht EU-Staaten sowie die Veränderung der Lebenshaltungskosten in Brüssel zugrunde.

In den maßgeblichen Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, sind die Gehälter im öffentlichen Dienst im Zeitraum von Juli 2008 bis Ende Juni 2009 um durchschnittlich 2,8 Prozent gestiegen. Die Inflation in Brüssel lag nach Angaben der Gewerkschaften im selben Zeitraum bei 0,9 Prozent. Für die EU arbeiten rund 50 000 Angestellte und Beamte. Die Grundgehälter reichen je nach Dienstgrad und -alter von 2500 bis 17 000 Euro monatlich.