Ende vergangenen Jahres wünschte sich fast die eine Hälfte der Amerikaner eine weniger dumpfe Neuauflage von George W. Bush, die andere einen Barack Obama. Nun haben sie beides in Personalunion.

Und es dürfte ein seltenes Phänomen in der Geschichte der Friedensnobelpreisträger darstellen, dass ein derart Geehrter einem blutigen Krieg mit Zehntausenden Soldaten neuen Schwung verleiht, noch bevor er die Auszeichnung erhalten hat. Obama hat sich nach monatelangem Brüten in der Quadratur des Kreises versucht. Herausgekommen ist eine seltsam hybride Strategie zur Lösung eines schier unlösbaren Problems. Einerseits folgt der Präsident weitgehend dem in Form einer politischen Nötigung vorgetragenen Rat des Haudegens McChrystal und schickt frische Brigaden an die Front. Das soll die obstinaten Konservativen daheim besänftigen und kurzfristig Erfolge im Kampf gegen die Taliban zeitigen.

Andererseits kündigt Obama den Beginn des US-Truppenabzugs bereits für Mitte 2011 an; damit will er möglichst seiner Rolle als Friedensfürst und Kriegs-Beender gerecht werden. Allerdings sendet dies den Taliban das Signal, nun ebenfalls die Anstrengungen zu verstärken und bis 2011 erbitterten Widerstand zu leisten - bis zum Abzug der US-Truppen. Die Ankündigung des Abzugsdatums ist ein schwerer taktischer Fehler, geboren jedoch aus politischer Not angesichts einer kriegsmüden Bevölkerung und noch kriegsmüderen Verbündeten.

Apropos: Die Kanzlerin hat bezüglich der Forderungen nach weiteren deutschen Truppen für den Hindukusch sehr geschickt Zeit geschunden, indem sie auf die Afghanistan-Konferenz Ende Januar verwies. Bis dahin kann sich Angela Merkel überlegen, wie sie vermeiden kann, allzu tief in den Sog einer politisch wie militärisch äußerst riskanten Strategie gezogen zu werden.