Tel Aviv. Israel und die Hamas stehen offenbar unmittelbar vor dem Abschluss eines Abkommens über einen Gefangenenaustausch. Dabei soll der seit drei Jahren gefangen gehaltene israelische Soldat Gilad Schalit im Austausch für rund 1500 palästinensische Häftlinge freikommen. Deutsche und ägyptische Vermittler hofften auf einen Abschluss des Abkommens bis zu diesem Wochenende, sagte ein in die Verhandlungen eingebundener Palästinenser gestern.

Israels Präsident Schimon Peres hatte am Sonntag in Kairo bereits von "wirklichen Fortschritten" gesprochen. Sowohl die im Gazastreifen herrschende Hamas als auch die israelische Regierung haben seit Wochen absolutes Stillschweigen über Details der Gespräche und einer möglichen Vereinbarung gewahrt. In Gaza wird folgendes Szenario diskutiert: Danach überstellt die Hamas zuerst den im Juni 2006 entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit der ägyptischen Regierung. Im Gegenzug lässt Israel in einem ersten Schritt 450 palästinensische Gefangene frei. Erst danach dürfte Schalit zu seiner Familie nach Israel zurückkehren. Sobald das geschehen ist, kämen weitere 500 Palästinenser frei. In einer letzten Phase soll Israel dann noch einmal rund 500 palästinensische Häftlinge in die Freiheit entlassen.

Eine ranghohe Delegation der Hamas unter Führung von Mahmud Sahar und zwei führenden Mitgliedern des militärischen Flügels der radikalislamischen Organisation überquerten am Montag die Grenze nach Ägypten. Über ihnen flogen Hubschrauber der israelischen Streitkräfte. Eine Sprecherin des israelischen Präsidenten Schimon Peres bestätigt, dass es bei den Verhandlungen um einen Gefangenenaustausch Fortschritte gebe.

Schalit wurde im Juni 2006 an der Grenze zum Gazastreifen entführt. An den Verhandlungen zum Gefangenenaustausch waren ägyptische Vermittler und laut Medienberichten auch ein Vertreter des Bundesnachrichtendienstes (BND) beteiligt. Der deutsche Vermittler sei auf ausdrückliche Bitte der israelischen Regierung aktiv und pendle seit Juli zwischen den Konfliktparteien, berichtete der "Spiegel" Ende August. Der BND hat bereits 1986, 2004 und zuletzt auch 2008 einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der militanten Schiitenorganisation Hisbollah vermittelt.