Hamburg. Vielleicht war es das nagende Gefühl, Amerika habe gegenüber den Japanern protokollarisch dringend etwas gutzumachen, das US-Präsident Barack Obama zu einem artigen, fast rechtwinkligen Abknicken des Oberkörpers gegenüber dem japanischen Kaiserpaar veranlasst hatte. Doch diese Geste hat nun einen Sturm der Entrüstung in den USA ausgelöst.

Im Januar 1992 hatte es nämlich einen für die USA desaströsen protokollarischen Vorfall gegeben. Bei einem feierlichen Staatsbankett in Tokio hatte sich der damalige US-Präsident George H. W. Bush mit kalkweißem Antlitz seinem Nachbarn zugewandt und sich herzhaft über den Mann übergeben. Es war der japanische Regierungschef Kiichi Miyazawa. Seitdem heißen Unpässlichkeiten mit ähnlich wirkmächtigen Symptomen in Japan "Busshu Kaze" - "Bush-Grippe". Ob es auch Obamas bodennahe Verbeugung in Japan zu derartigen Ehren bringen wird, bleibt abzuwarten; in den USA ist damit nicht zu rechnen. Vor allem die republikanisch eingestellte Hälfte der Amerikaner wittert in der gut gemeinten Respektsbezeugung vor der ältesten Monarchie der Welt kriecherische Anbiederung. "Grauenvoll!", ächzte CNN-Kommentator Bill Bennett, "wir unterwerfen uns keinen Königen oder Kaisern." Darin schwang viel historische Galle mit; immerhin wurden die USA im Unabhängigkeitskampf gegen die britische Krone geboren. Der Sender Fox News wertete die Geste gar als Symptom für die Schwächung Amerikas unter Obama. Die Kritiker übersahen, dass auch Richard Nixon und Bill Clinton einen tiefen Diener vor dem Tenno gemacht hatten.

Ein glückliches Händchen mit Japan hat Obama aber offenbar nicht. Im Sommer hatte er im US-Fernsehen dozierend darauf verwiesen, dass der damalige japanische Kaiser Hirohito 1945 die Kapitulationsurkunde unterzeichnet hatte. Doch der dachte damals gar nicht daran, sondern überließ das Außenminister Shigemitsu Mamoru und General Umezu Yoshijiro.