Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon sieht Probleme bei der Verteilung von Lebensmitteln. Ministerin Aigner würdigt internationale Zusammenarbeit.

Berlin. Auch wenn sich die Vertreter aus mehr als 190 Staaten nicht auf konkrete Maßnahmen und Geldzusagen einigen konnten, so hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) den Welternährungsgipfel in Rom dennoch als Erfolg gewertet. "Damit geben wir den Startschuss für eine neue Struktur der internationalen Zusammenarbeit in der Welternährung", sagte Aigner. Jeder verfügbare Cent sollte möglichst wirksam eingesetzt werden, um Hunger und Unterernährung zu bekämpfen.

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit haben nicht genug zu essen. Vor allem in den Entwicklungsländern fehlt es Kleinbauern an dem notwendigen technischen Wissen, an Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, um ihre Äcker erfolgreich zu bestellen. Es gibt kaum Infrastruktur, um Nahrungsmittel zu lagern oder sie zu den lokalen Märkten zu transportieren. Ein besonderes Problem Afrikas sind die stark verwitterten Böden, die nur wenig Ertrag bringen.

Statt die Hungernden in den Entwicklungsländern mit kostenlosen Nahrungsmittelhilfen zu unterstützen, will die internationale Staatengemeinschaft künftig mehr in die Hilfe zur Selbsthilfe investieren, heißt es in der Gipfelerklärung, die bereits am ersten Tag des dreitägigen Treffens der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom verabschiedet wurde. Alle Staaten hätten sich darin zum "Recht auf Nahrung" bekannt, sagte Aigner. Das stärke "die Position des Einzelnen" und nehme die Regierungen in die Pflicht.

"Hunger ist das grausamste und konkreteste Zeichen von Armut", sagte Papst Benedikt XVI. zur Eröffnung des Treffens. Er forderte einen Wandel der Konsumgewohnheiten und des Lebensstils der Einzelnen und der Gemeinschaft. Zudem kritisierte der Papst die "verwerfliche Zerstörung von Lebensmitteln aus Profitgründen" und mahnte die Regierungen, zu handeln: "Wir können nicht weiter Überfluss und Verschwendung akzeptieren, während das Drama des Hungers immer größere Dimensionen annimmt."

Dennoch blieb es in Rom bei vagen Absichtserklärungen. Es wurde lediglich das Millenniumsziel bekräftigt, wonach der Hunger bis 2015 halbiert werden soll.

Dabei produziert die weltweite Landwirtschaft derzeit eigentlich noch genügend Nahrungsmittel, um die knapp sieben Milliarden Menschen weltweit täglich mit 2500 Kalorien zu versorgen. Als Hungernder gilt, wer statistisch weniger als 1,25 Dollar pro Tag zur Verfügung hat und sich nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen kann. Es gebe genug Lebensmittel auf der Welt, sie müssten nur sinnvoll verteilt werden, sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon. Weltweit werden heute auf 1,5 Milliarden Hektar Nahrungsmittel angebaut.

Während in den Industrienationen und zunehmend auch in Schwellenländern immer mehr Menschen an Übergewicht und damit verbundenen Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck leiden, hat die absolute Zahl der Hungernden wieder deutlich zugenommen. Ursache dafür sind vor allem die gestiegenen Lebensmittelpreise.

Innerhalb von nur drei Jahren hatten sich Weizen, Mais und Reis drastisch verteuert, zum Teil hatten sich die Preise verdoppelt. Vor allem die Ärmsten der Armen in den Städten waren von dieser regelrechten Preisexplosion betroffen. Rund um den Globus gingen die Menschen auf Straße und protestierten gegen die hohen Lebensmittelpreise. Als Reaktion auf diese Hungerrevolten erließen wichtige Reisexporteure wie China, Indien und Vietnam strenge Ausfuhrbeschränkungen bis hin zum Exportstopp - was die Preise nur noch weiter in die Höhe trieb.

Kurzfristig können solche Engpässe mit Lebensmittelhilfen überbrückt werden. Langfristig aber müsse die Agrarproduktion angekurbelt werden, sagte Josef Schmidhuber, Agrarökonom bei der FAO.