Seoul. An der ungeklärten Seegrenze zwischen Nord- und Südkorea ist es gestern zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder zu einem Gefecht zwischen Kriegsschiffen beider Länder gekommen. Dabei wurde ein Schiff aus Nordkorea nach Militärangaben aus Seoul erheblich beschädigt. An einem südkoreanischen Schiff gab es leichte Schäden. Opfer gab es offenbar keine.

Beide Staaten machten sich gegenseitig für den Zwischenfall verantwortlich.

Möglicherweise hängt der Zwischenfall mit dem bevorstehenden Besuch von US-Präsident Barack Obama in Südkorea zusammen. Nach Darstellung des südkoreanischen Generalstabs überquerte ein Patrouillenboot aus dem Norden die Seegrenze vor der Westküste der Halbinsel. Daraufhin habe ein südkoreanisches Kriegsschiff Warnschüsse abgegeben, sagte ein Sprecher des Generalstabs. Das nordkoreanische Patrouillenboot reagierte mit scharfen Schüssen, die von dem südkoreanischen Schiff erwidert wurden. Als das Patrouillenboot schließlich nach Norden abgedreht sei, habe es in Flammen gestanden, sagte Ministerpräsident Chung Un-chan.

In einer Erklärung der nordkoreanischen Streitkräfte wurde Südkorea eine "schwere bewaffnete Provokation" vorgeworfen. Es seien südkoreanische Schiffe gewesen, die auf nordkoreanisches Territorium vorgedrungen seien. Südkorea müsse sich dafür entschuldigen.

Der ungeklärte Verlauf der Grenze hat bereits 1999 und 2002 zu Zwischenfällen auf See geführt. Vor sieben Jahren kamen dabei sechs südkoreanische Seeleute ums Leben. Mehr als 50 Jahre nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 gibt es keine anerkannte Seegrenze. In Ermangelung eines Friedensvertrags zog der damalige Kommandeur der Uno-Truppen nach dem Ende des Krieges einseitig eine Linie zur Festlegung der Seegrenze im Gelben Meer.