Wien. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA haben bei der ersten Besichtigung der zweiten sich im Bau befindlichen Atomanlage im Iran keine Auffälligkeiten entdeckt. Sie hätten nichts gefunden, worüber man "besorgt" sein müsse, sagte IAEA-Chef Mohammed al-Baradei der "New York Times". Die Anlage in der Nähe der den Schiiten heiligen Stadt Kom sei "ein Loch in einem Berg". Die Einrichtung, deren Existenz die Islamische Republik erst im September enthüllt hatte, sei dafür vorgesehen, sie im Notfall als Bunker zu nutzen. Beispielsweise wenn die größere Atomfabrik von Natans bombardiert werde.

Dem Fernsehsender CNN sagte al-Baradei, dass bei der Besichtigung der Iran ziemlich gut mit den IAEA-Experten zusammengearbeitet habe. Mit Details über die Inspektion der Atomanlage wird im nächsten IAEA-Bericht Mitte November gerechnet.

Der Westen wirft dem Iran vor, unter dem Deckmantel der Stromerzeugung aus Kernenergie an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Die Führung in Teheran bestreitet dies. Zur Beilegung des Atomstreits hatte die IAEA zuletzt einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Dieser sieht vor, dass der Großteil der iranischen Uran-Bestände in Russland und Frankreich angereichert und zu Brennstäben für Kernkraftwerke weiterverarbeitet wird. Der Iran verlangt Änderungen an diesem Vorschlag.

Nach den Protesten gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad hat es in Teheran weitere Festnahmen von Journalisten gegeben. Vier Reporter seien festgenommen worden. Es handelte sich demnach um zwei Kanadier, einen Japaner und einen iranischen Mitarbeiter eines Fernsehsenders. Bereits am Donnerstag war bekannt geworden, dass ein Reporter der französischen Nachrichtenagentur AFP in Teheran festgehalten wird. Der Mann war am Freitag weiter in Haft.