Hamburg. Das soll es gewesen sein. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat gestern angekündigt, dass er bei den für Januar geplanten Wahlen nicht wieder kandidieren will. Als Grund nannte Abbas den Friedensprozess mit Israel, der seinen Namen kaum noch verdient. Zuletzt jedoch war der vom Westen unterstützte Abbas in den eigenen Reihen immer stärker unter Druck geraten.

Dem Chef der gemäßigten, aber durch und durch korrupten Fatah-Partei wird vor allem vorgeworfen, ein Mann von gestern zu sein, dem sein moderater Kurs nichts eingebracht habe. Erst vor wenigen Tagen war US-Außenministerin Hillary Clinton von der monatelang von Präsident Barack Obama erhobenen Forderung abgewichen, dass Israel vor neuen Verhandlungen zunächst den israelischen Siedlungsbau stoppen müsse. Abbas allerdings hatte sich auf Obama verlassen - und ist nun der Düpierte. Hinzu kam, dass sich durch die palästinensische Brille Israel auch im Streit um den Goldstone-Report über die Menschenrechtsverletzungen im Gaza-Krieg durchgesetzt hat. Auf Wunsch des israelischen Premiers Netanjahu ignoriert das Weiße Haus den Report.

Erst vor wenigen Tagen soll der 74 Jahre alte Abbas nach Angaben israelischer Medien Obama verzweifelt am Telefon gesagt haben: "Herr Präsident, ich kann nicht weitermachen. Sie, Israel und die Hamas haben mich in die Ecke gedrängt und keinen Platz mehr gelassen."

Seit Monaten hat die Fatah versucht, die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas auf ein Versöhnungsabkommen einzuschwören. Doch bislang gab es nur unversöhnliche Schuldzuweisungen. Die Hamas will sich nach ihrem Putsch im Gazastreifen 2007 die Macht nicht aus der Hand nehmen lassen und lehnt vor allem Wahlen ab. Abbas dagegen musste Wahlen ansetzen, weil seine Amtszeit im Januar abläuft. So hat Abbas, der an der Seite des 2004 verstorbenen PLO-Chefs Jassir Arafat Karriere gemacht hat, kürzlich Wahlen für den 24. Januar 2010 angesetzt. Und die Hamas hat ihre Teilnahme prompt abgelehnt. Wahlen allein im von Abbas regierten Westjordanland würden die Teilung der Palästinensergebiete in "Hamastan" und "Fatahland" nur weiter zementieren.

Die Führung der PLO - ein Dachverband verschiedener Palästinensergruppen mit der Fatah als stärkster Fraktion - kündigte an, sie wolle Abbas dazu drängen, seinen Verzicht auf eine Kandidatur zurückzunehmen. Die Fatah reagierte dagegen kaum beeindruckt auf die Ankündigung ihres Anführers. Abbas habe "mehr als einmal" seine Kandidatur infrage gestellt, sagte der hochrangige Fatah-Vertreter Nabil Schaath. "Aber die Fatah-Bewegung steht mit allen Anhängern und Institutionen hinter einer Kandidatur von Abbas für eine weitere Amtszeit." Ein anderes Fatah-Mitglied sagte der "Jerusalem Post", Abbas meine es diesmal ernst mit seinem Rückzug. Er sei ein "gebrochener Mann". Einen Stellvertreter hat Abbas nie aufgebaut.