Die brasilianische Regierung weiß: Der Ruf von Rio de Janeiro als “Cidade Maravilhosa“, als wunderbare Stadt, hat arg gelitten. Spätestens seit den blutigen Gefechten zwischen rivalisierenden Drogenbanden mitten in der Stadt vor einer Woche, denen mindestens 36 Menschen und ein Polizeihubschrauber zum Opfer gefallen waren.

Hamburg/Rio de Janeiro. Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva hat nun versprochen, mehr gegen die organisierte Kriminalität zu unternehmen. "Wir werden den Dreck beseitigen, den diese Leute im ganzen Land hinterlassen haben", sagte Lula da Silva vollmundig.

Vor allem Rio de Janeiro kann eine derartige Anti-Werbung überhaupt nicht gebrauchen, denn die Stadt am Zuckerhut, deren Metropolregion 11,7 Millionen Einwohner umfasst, soll schließlich 2016 die Olympischen Spiele ausrichten.

Drogenkartelle und kriminelle Syndikate wie das "Comando Vermelho" mit seinen 5000 teilweise mit Kriegswaffen ausgestatteten Mitgliedern machen Rio de Janeiro zu einer Hochburg des Verbrechens mit einer der höchsten Mordraten der Welt. Die Polizei macht Jagd auf Atanázio da Silva, den Boss von "Comando Vermelho". Er soll auch für die Gefechte in der Favela Morro dos Macacos (Hügel der Affen) verantwortlich sein, bei denen es die meisten Todesopfer gab. Schlimme Kämpfe wurden auch vom Gebiet nahe dem Maracanã-Stadion gemeldet - wo die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele stattfinden soll.

Doch es regt sich Widerstand. In einigen Armenvierteln, den Favelas, haben sich "Milicias" etabliert, schwer bewaffnete Gruppen ehemaliger Polizisten und Soldaten, die - offenbar gegen eine Gebühr - für Ruhe und Ordnung sorgen.

In vier Favelas hat eine "Befriedungspolizei" mit speziell ausgebildeten Beamten das Kommando übernommen. In der Favela Dona Marta zum Beispiel, wo Michael Jackson 1996 ein Pop-Video drehte, sind es 120 Polizisten. Ferner wurden Überwachungskameras installiert. Sicherheitsminister José Mariano Beltrame erklärte. "Der Drogenhandel geht - die Polizei bleibt. Für immer." Zudem regen sich urbane Gruppen; so veranstaltete die Nichtregierungsorganisation Rio da Paz - auf Deutsch Rio des Friedens oder wörtlich Fluss des Friedens - eine Protestaktion mit "Gewaltopfern" in Einkaufswagen auf dem berühmten Strand der Copacabana.