Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial mit den drei Aktivisten Ljudmila Alexejewa, Oleg Orlow und Sergej Kowaljow erhält den diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des EU-Parlaments.

Straßburg. Parlamentspräsident Jerzy Buzek würdigte in Straßburg die Vertreter der Organisation als "mutige Menschen, die in Russland nach Wahrheit suchen". Buzek nannte es "eine Tragödie für ganz Europa", dass im heutigen Russland Menschen, "die nach Wahrheit suchen, ihre Tätigkeit nicht frei und ungehindert ausüben können".

Die Menschenrechtsorganisation Memorial in Moskau setzt sich für den Schutz der Grundrechte in Konfliktgebieten in Russland ein. Sie hilft außerdem Flüchtlingen und Opfern von Diskriminierung. Im vergangenen Jahr hat die Preisvergabe an den inhaftierten chinesischen Bürgerrechtler Hu Jia die Regierung in Peking verstimmt.

Der Memorial-Vorsitzende Oleg Orlow erklärte, seine Organisation sehe die Ehrung als "Auszeichnung für die gesamte russische Bürgerrechtsbewegung". Es bleibe aber "ein bitteres Gefühl", denn das Streben nach mehr Rechtssicherheit in Russland werde immer weiter "sabotiert", sagte er nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Russland entwickele sich auf dem Gebiet des Humanismus trotz der Arbeit vieler Menschenrechtler "in die entgegengesetzte Richtung", betonte Orlow. "Diesbezüglich waren unsere Bemühungen der vergangenen Jahre nicht von Erfolg gekrönt."

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) gratulierte Memorial zu der mit 50 000 Euro dotierten Auszeichnung, die am 16. Dezember überreicht wird. "Der Preis würdigt die hervorragende Arbeit, die Menschenrechtsverteidiger in der immer bedrohlicheren Situation" in Russland leisten, sagte Peter Franck, Russland-Experte der deutschen AI-Sektion. Der Preis könne zum Schutz der Aktivisten beitragen. Benannt ist der Preis nach dem russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger 1975, Andrej Sacharow (1921-1989).