Der Wettlauf gegen den herannahenden Winter in Afghanistan hat begonnen. Gestern starteten die Behörden mit der Auslieferung der Unterlagen für die Stichwahl am 7. November in die Distrikte.

Kabul. Dafür bleiben ihnen zwei Wochen Zeit, bevor Eis und Schnee weite Teile des bergigen Landes schwer passierbar machen werden. Einen Zeitplan für die Verkündigung des Ergebnisses gibt es denn auch nicht. Es werde "so bald wie möglich" bekannt gegeben, hieß es aus der Wahlkommission (IEC). Neben dem Wetter sind die Taliban, die die Wahl vermutlich mit Anschlägen torpedieren werden, die größte Gefahr für einen reibungslosen Ablauf.

Dafür, dass es diesmal nicht erneut zu einem großen Wahlbetrug kommt, soll der Austausch von über der Hälfte der Wahllokalleiter sorgen. 200 von 380 seien entlassen worden, sagte ein Sprecher der Uno. Die Rekrutierung der neuen Wahlleiter läuft. Zudem wird die Uno Vertreter in die Wahllokale entsenden.

Präsident Hamid Karsai hatte nach massiven Manipulationsvorwürfen und starkem internationalen Druck einer Stichwahl gegen seinen Herausforderer Abdullah Abdullah zugestimmt. Nach dem amtlichen Endergebnis kam Karsai nach Abzug der gefälschten Stimmen auf 49,67 Prozent, Abdullah auf 30,59 Prozent. Damit verfehlte Karsai zwar die absolute Mehrheit, geht aber mit 20 Prozent Vorsprung der Stimmen weiterhin als Favorit in die Stichwahlen.

Abdullah dankte Karsai für die Ansetzung der Stichwahlen. Auch er schloss gestern wie Karsai eine gemeinsame Regierungsbildung, die die schwierige Stichwahl überflüssig gemacht hätte, aus. "Die Lösung für dieses Land liegt nicht darin, eine Koalitionsregierung zu bilden", sagte er. Er kündigte - allerdings ohne konkrete Einzelheiten - "bestimmte Vorschläge" an, um Wahlbetrug bei den Stichwahlen zu verhindern. Sein Wunsch sei es, dass die Stichwahl unter guten Umständen stattfinden werde, was die "Sicherheit" und die "Transparenz" angehe, sagte Abdullah. "Ich möchte, dass das afghanische Volk ohne Angst oder Einschüchterung wählt."

Statt 25 000 Wahllokalen wird es diesmal nur 16 000 für die 15 Millionen Wahlberechtigten geben. Die, die aus Furcht vor Anschlägen der Taliban schlecht besucht waren, und die, in denen besonders heftig manipuliert wurde, bleiben geschlossen. Die Wähler müssen versuchen, in andere Wahllokale auszuweichen. Vermutlich wird auch das dazu führen, dass die Wahlbeteiligung noch unter die von der IEC angegebenen 38,7 Prozent der ersten Wahl fallen wird.