Unmittelbar vor Beginn einer Prozesswelle wegen sexuellen Missbrauchs hat ein katholisches Bistum in den USA Konkurs angemeldet.

Annapolis. Diese "schmerzliche Entscheidung" sei nach eingehender Überlegung getroffen worden, um bei begrenzten Mitteln alle Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Priester gerecht zu behandeln, erklärte der Bischof der Diözese Wilmington, Francis Malooly, in Annapolis.

Das Bistum mit 230 000 Katholiken in den US-Staaten Maryland und Delaware ist bereits die siebte Diözese, die sich für zahlungsunfähig erklärt, seit die Serie von Missbrauchsskandalen vor sieben Jahren in Boston begann. Die Entscheidung bedeutet, dass der für gestern angesetzte erste von zunächst acht Prozessen verschoben werden muss. In den Zivilprozessen geht es um Schadenersatzforderungen von Opfern sexueller Gewalt. Insgesamt wurden mehr als 100 solcher Klagen eingereicht, nachdem ein neues Gesetz in Delaware für die Dauer von zwei Jahren die Verjährungsfrist bei solchen Straftaten ausgesetzt hatte.

Klägeranwalt Thomas Neuberger kritisierte die Konkursanmeldung des Bistums. Damit versuche das Bistum, sich um seine Verantwortung zu drücken und "die Wahrheit vor der Öffentlichkeit zu verbergen". Es sei nun zu befürchten, dass kranke und ältere Kläger, die teilweise schon im Alter von acht Jahren von Priestern missbraucht worden seien, keine Gerechtigkeit mehr erfahren würden.