Mehrere Hunderttausend Menschen haben am Wochenende in Madrid gegen die in Spanien geplante Einführung eines der liberalsten Abtreibungsgesetze Europas protestiert.

Madrid. Unter dem Motto "Jedes Leben zählt" zogen die Demonstranten am Sonnabendabend durch das Zentrum der spanischen Hauptstadt. Zu der Kundgebung hatten Abtreibungsgegner mit Unterstützung der katholischen Kirche und der oppositionellen Volkspartei (PP) aufgerufen. In 500 Bussen und in Sonderzügen waren die Demonstranten aus ganz Spanien nach Madrid gekommen. Die Veranstalter sprachen von bis zu zwei Millionen Teilnehmern, die Polizei ging dagegen von rund 250 000 aus.

Unter den Demonstranten war auch der ehemalige Ministerpräsident José María Aznar (PP). Die Regierung seines sozialistischen Nachfolgers José Luis Rodríguez Zapatero hatte vor drei Wochen einen Gesetzentwurf beschlossen, wonach Schwangerschaftsabbrüche künftig bis zur 14. Woche straffrei bleiben sollen. Bei gesundheitlichen Gefahren für die Frau oder bei schweren Missbildungen des Fötus sollen Abtreibungen künftig sogar bis zur 22. Woche der Schwangerschaft zulässig sein. Die Reform sieht zudem vor, dass Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren ohne Zustimmung der Eltern über eine Abtreibung entscheiden können.

Nach der derzeitigen Gesetzgebung aus dem Jahre 1985 sind Abtreibungen in Spanien grundsätzlich verboten. Zugelassen sind sie nur in Ausnahmefällen wie nach Vergewaltigungen, bei Missbildungen des Fötus oder bei Gefahren für die physische oder psychische Gesundheit der Schwangeren. Das neue Gesetz soll noch dieses Jahr vom Parlament verabschiedet werden. Die dafür notwendige absolute Mehrheit scheint gesichert. Die PP kündigte für diesen Fall eine Klage vor dem Verfassungsgericht an.