Die Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sollen in dieser Woche fortgesetzt werden. Das sagte der Hamas-Führer Mahmud al-Sahar dem israelischen Rundfunk.

Jerusalem. Im Gegenzug für ein Video mit einem Lebenszeichen des 2006 entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit hatte Israel 20 Palästinenserinnen aus der Haft entlassen. Der 23-jährige Schalit sagte während der zweiminütigen Aufzeichnung, es gehe ihm gut, und er werde von seinen Entführern ausgezeichnet behandelt. Schalit, der auch die französische Staatsangehörigkeit besitzt, war am 25. Juni 2006 von einem palästinensischen Kommando unter Hamas-Führung in den Gazastreifen verschleppt worden.

In dem Video sagt Schalit auf Hebräisch unter anderem: "Schalom, ich bin Gilad, der Sohn von Noam und Aviva Schalit und der Bruder von Hadass und Yoel, die in Mitzpeh Hila leben. Meine Ausweisnummer ist 397029. Heute ist Montag, der 14. September 2009. Und wie ihr sehen könnt, halte ich in meiner Hand die Zeitung ,Filistin' von heute, die in Gaza erscheint. (...) Ich hoffe und warte schon lange Zeit auf den Tag, an dem ich freigelassen werde." Hamas-Führer al-Sahar sagte dem israelischen Rundfunk, bei den neuen Verhandlungen unter deutscher Vermittlung solle es unter anderem um 125 Häftlinge gehen, deren Freilassung Israel bislang verweigert hatte. Der Bundesnachrichtendienst hatte einen Agenten als Unterhändler entsandt. Al-Sahar sagte, er hoffe auf eine Einigung binnen Wochen, sagte al-Sahar. Israelische Regierungsvertreter äußerten sich jedoch skeptisch hinsichtlich einer raschen Einigung. Sie erwarteten harte und langwierige Verhandlungen. "Dieser Deal ist der Beweis, dass die deutsche Vermittlung zum Erfolg führen kann", sagte al-Sahar dem "Spiegel". Seine Organisation sei kompromissbereit. Auch über die ursprüngliche Forderung an Israel, 450 palästinensische Gefangene freizulassen, könne man reden. "In solch schwierigen Verhandlungen kann keine Seite der anderen die Bedingungen diktieren, weder Israel noch die Hamas", sagte der Hamas-Politiker.

Derweil sind bei Auseinandersetzungen zwischen arabischen Gläubigen und der Polizei in Jerusalem mehrere Palästinenser festgenommen worden. Der israelische Polizeisprecher Mickey Rosenfeld teilte mit, die Konfrontationen hätten nach einem Morgengebet von etwa 150 Palästinensern in Ost-Jerusalem begonnen. Der Tempelberg war aus Furcht vor Unruhen für Betende gesperrt worden. In Flugblättern, die im arabischen Ostteil Jerusalems verteilt wurden, war dazu aufgerufen worden, die für Muslime heilige Stätte zu verteidigen.