Chinas Generale bekennen sich zu gewaltiger Aufrüstung. Viele Waffen sind im Land selbst entwickelt worden.

Peking. Chinas 2,3 Millionen Soldaten, zu denen 660 000 paramilitärische Milizen kommen, sind die größte Armee auf dem Globus. Sie sollen vor Mitte des Jahrhunderts auch zu den schlagkräftigsten und auf "moderne Kriegsführung" spezialisierten Truppen der Welt gehören - "die erste Phase haben wir in einem Quantensprung erreicht", sagte Verteidigungsminister und General Liang Guanglie der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua: Nach jährlich doppelstelligen Etatsteigerungen in der vergangenen Dekade verfüge die Armee heute über fast alle modernen Waffensysteme, wie sie auch der Westen besitzt. "Ohne zu übertreiben, können wir sagen, dass unsere Armee jetzt starke Kampfkraft besitzt."

Ziel sei nun, sie bis 2020 zu mechanisieren und computerisieren. "Chinas Militär spielt Einholen", titelte Pekings "Global Times". Das Ausland werde "über das, was es zu sehen bekommt, nicht glücklich sein".

Anlass ist der 60. Nationaltag der Volksrepublik am 1. Oktober. Pekings Führer feiern ihn zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder mit einer großen Militärparade. Selbstbewusst drücken sich höchste Militärs die Klinken in die Hände, um auf Pressekonferenzen Details ihrer gigantischen Waffenschau preiszugeben. 66 Minuten lang werden 8000 Soldaten im Gefolge von nuklearen Interkontinentalraketen und Panzern im Stechschritt am Tian'anmen vorbeiziehen, der von 150 Kampfflugzeugen und Hubschraubern überflogen wird.

Westliche Militärattachés zollen der neuen Transparenz Beifall, mit der sich die Generale zu einer Aufrüstung bekennen, die sie lange abgestritten oder heruntergespíelt hatten

2009 nun informiert sie die Armeeführung, deren Etat 2009 um 14,9 Prozent auf rund 50 Milliarden Euro steigt, vorab, was sie "schon hat." Der für die Parade zuständige Kommandeur Pekings Fang Fenghui hatte zuvor gesagt, dass die Truppen 52 Waffengruppen vorführen. Nach Angaben von "China News Service" reichen sie von JL-2 Julong-Interkontinentalraketen über eine neue Generation von Jian-10-Kampffliegern und Kampfhubschraubern bis zu Chinas fliegenden Frühwarnsystemen (AEWC), mit denen es an die Awacs der USA anschließt . Eine der beabsichtigten Botschaften: Peking hat diese Waffen ungeachtet der seit dem Tian'anmen-Massaker 1989 erlassenen Export-Embargos der USA und Europas selbst entwickelt.

90 Prozent der 500 verschiedenen Waffen und Ausrüstungen würden auf der Parade neu gezeigt, sagte General Gao Jianguo, offizieller Sprecher der Armee für die Parade. Er wies Befürchtungen unter Chinas asiatischen Nachbarn, dass Peking nichts Gutes mit dem militärischen Muskelspiel bezwecke, als unbegründet zurück. Kampf- und Schlagkraft einer Armee entschieden nicht darüber, ob ein Land zur Bedrohung wird, sondern seine Verteidigungspolitik. Und die sei in China dem Frieden verpflichtet.

Auch Verteidigungsminister Liang sagte: "Die Politik hat das Primat. Der größte Unterschied zwischen unseren Truppen und denen des Westens ist, dass unsere Armee unter der absoluten Kommandogewalt der Kommunistischen Partei steht."

Die militärischen Briefings zeigen aber auch, dass sich Pekings Führung von ihrer alten Strategie der inlandsgebundenen Volksstreitkräfte und dem "Volkskrieg" entfernt hat und stattdessen verstärkt auf den Ausbau von Raketeneinheiten, Luftwaffe und Marine setzt. Die jüngste Pentagon-Analyse stellt warnend fest, dass China seine offensiv einsetzbaren Waffen ausbaut und jede Gelegenheit nutzt, um ihre Fähigkeiten zu Außenoperationen zu verbessern - von der Teilnahme an 18 Einsätzen bei Uno-Friedensmissionen bis zum Anti-Piraten-Kampf vor der somalischen Küste. Innerchinesisch hat die Debatte begonnen, ob, wie und wann Peking sein Militär im globalen Wettbewerb einsetzen muss - um internationale Transportwege zu schützen, den Zugang zu Ressourcen zu sichern und gegen Territorial-Konflikte gewappnet zu sein.