“Es war ein Gemetzel“, sagte ein Arzt im Universitätskrankenhaus von Conakry entsetzt. Ein anderer Mediziner sagte dem britischen Sender BBC, seine Notfallstation sehe aus “wie ein Schlachthaus“.

Hamburg/Conakry. Im westafrikanischen Staat Guinea hat die Armee ein Blutbad unter Demonstranten angerichtet. Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Guinean Human Rights Organisation kamen dabei 157 Menschen ums Leben, 1250 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.

Rund 50 000 Menschen hatten sich in einem Stadion der Hauptstadt Conakry versammelt, um gegen die Militärjunta von Oberst Moussa Dadis Camara zu protestieren. Im vergangenen Dezember hatte sich der damalige Armee-Hauptmann Camara nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Conté an die Spitze Guineas geputscht. Conté selber hatte sich 1984 an die Macht geputscht und jahrelang mit harter Hand regiert. 1993 ließ er sich durch Wahlen im Amt bestätigen. Conté hatte die frühere französische Kolonie Guinea - nicht zu verwechseln mit dem angrenzenden Guinea-Bissau - total heruntergewirtschaftet. Guinea gilt nach dem Index von Transparency International als korruptestes Land Afrikas.

Bereits vor zwei Jahren hatte es Massenproteste der Opposition gegen Conté gegeben, damals erschoss die Armee 200 Menschen. Camara hat die staatlichen Institutionen Guineas aufgelöst und durch einen "Nationalrat für Demokratie und Entwicklung" ersetzt, dem er vorsteht.

Die Verfassung ist außer Kraft. Für Januar hat Camara Neuwahlen angesetzt und versprochen, nicht selber anzutreten. Zuletzt hatten sich jedoch Hinweise gehäuft, dass Camara gar nicht daran denkt, die Macht abzugeben.

Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon sowie zahlreiche Staaten, darunter die USA, Deutschland und Frankreich, verurteilten das Massaker von Conakry scharf. Die Bundesregierung bestellte den Geschäftsträger der Botschaft von Guinea ein. "Wir fordern die rückhaltlose Aufklärung der Ereignisse sowie eine Bestrafung der Schuldigen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Jens Plötner, in Berlin. Der ehemalige Ministerpräsident Sidya Touré war selber unter den Demonstranten im Stadion und wurde durch Schüsse verletzt. "Sie haben direkt auf die Menschen geschossen. Sie versuchten, uns zu töten", sagte er der BBC. Nach Augenzeugenberichten kam es im Stadion auch mehrfach zu Vergewaltigungen durch die Soldaten.

Offenbar versuchte die Junta, das Ausmaß des Massakers zu verschleiern. Wie Ärzte und Rote-Kreuz-Mitarbeiter aussagten, holten Soldaten alle Leichen ab, derer sie habhaft werden konnten, und brachten sie in das Militärlager Alpha Yaya Diallo, das als Sitz der Junta dient.