Haschisch zu verkaufen ist in Dänemark illegal, doch wenn es im Stadtteil Christiania geschieht, sieht das etwas anders aus, dann drücken die Ordnungshüter ein Auge zu.

Kopenhagen. Sie sind wieder da, die kleinen Holzbuden an der Pusherstreet im Kopenhagener Stadtteil Christiania. Wie die Verkaufsstände auf einem Weihnachtsmarkt stehen sie aneinandergereiht. Ein süßlicher Duft zieht durch die Luft. In den Auslagen gibt es nicht etwa Lebkuchenherzen oder Zuckerwatte, sondern andere Leckereien: Haschisch.

Die Plättchen zu verkaufen ist in Dänemark illegal, doch wenn es im Stadtteil Christiania geschieht, sieht das etwas anders aus, dann drücken die Ordnungshüter ein Auge zu. Neuerdings wieder, denn in den vergangenen Jahren hat die Polizei hart durchgegriffen, ständig Razzien gemacht. Jetzt wird in Kopenhagen sogar diskutiert, den Verkauf von Haschisch wirklich zu legalisieren. Der neueste Vorschlag aus dem Rathaus: Lasst den Staat die Drogen verkaufen.

"Wir müssen feststellen, dass das Verbot fehlgeschlagen ist", sagt Mikkel Werming, Sozialbürgermeister in Kopenhagen. Den Banden müsse die finanzielle Grundlage entzogen werden, so der Politiker der linken Einheitsliste. Sein Verwaltungsstab hat in den vergangenen Wochen ein Modell entworfen, wie der Haschischmarkt in Kopenhagen in Zukunft geregelt sein könnte. Demnach soll - zunächst versuchsweise - ein staatliches Monopol die Verkaufsstellen betreiben und so den Umsatz von Cannabisprodukten regulieren und gleichzeitig sicherstellen, dass die Käufer gut beraten werden und unmittelbar einen Ansprechpartner für Probleme bekommen.

Im Jahr 2001 kam in Dänemark die konservativ-liberale Regierung an die Macht, die von der Unterstützung durch die rechtspopulistische Dänische Volkspartei abhängig war und ist. Seither wurde die Polizei angewiesen, gegen die geduldete Sonderregelung hart durchzugreifen. Der Nebeneffekt: Der Haschhandel breitete sich über die ganze Hauptstadt aus, wurde unkontrollierbar.

Es kam zu Bandenkriegen zwischen Rockern der Hells Angels und Einwanderern, die gegeneinander um den lukrativen Drogenmarkt kämpften. Die Kopenhagener demonstrieren immer wieder gegen die Gewalttaten. Striktere Regelungen, wie das generelle Verbot, Messer mit längeren Klingen bei sich zu tragen, haben die Situation jedoch nicht verbessert.

"Das von uns vorgeschlagene Modell kann mit dem schwedischen Systembolaget, den staatlichen Alkoholläden, verglichen werden", sagt Ulrik Aarhus, Sprecher der Sozialverwaltung der Kommune Kopenhagen. Hier wie dort hat der Staat ein Monopol auf den Verkauf, verdient zwar durchaus Geld damit, versucht aber gleichzeitig den Konsum zu mindern und über die gesundheitlichen Folgen aufzuklären. Gibt es also bald in Kopenhagen Geschäfte, an deren Fassade ein grünes Hanfblatt als Logo prangt? "Wir vergeben für ökologische Waren ein spezielles Siegel, warum nicht Ähnliches für Haschisch?", so Aarhus. Wichtig ist der Kommune, dass der Vorschlag nicht dem niederländischen Modell gleicht. Dort werden Haschcafés in privater Regie betrieben, Kunden dürfen mehrere Gramm legal erwerben, der Verkäufer muss sich aber weiter auf dem illegalen Markt mit der Ware eindecken. Das Kopenhagener Modell sieht vor, dass von Produktion bis Konsum alles legal ist. "Wenn der Stoff wieder aus dem illegalen Markt kommt, trocknen wir den Handel nicht aus", so Aarhus. 40 solcher Cafés sieht der Vorschlag der Sozialverwaltung vor. Um diese zu etablieren, ist die Zustimmung des Stadtparlaments notwendig, außerdem muss die Regierung eine Ausnahmeregelung erteilen. Im Stadtparlament gibt es eine Mehrheit für die Entkriminalisierung des Haschhandels, die Aussichten sind also vergleichsweise gut. Doch die Regierung ist bisher gegen eine Ausnahmegenehmigung.