Die US-Regierung erwägt einen erneuten Kurswechsel ihrer Afghanistan-Strategie: Anstatt mehr Bodentruppen soll es möglicherweise verstärkt gezielte Anti-Terror-Angriffe im Nachbarland Pakistan geben.

Washington/Kabul. Zwei ranghohe Beamte des Weißen Hauses erklärten, dass im Kampf gegen al-Qaida und andere Extremisten verstärkt mit Raketen ausgestattete unbemannte Flugzeuge zum Einsatz kommen sollten. Sie wollten nicht namentlich genannt werden, weil die neue Strategie noch nicht offiziell beschlossen war.

Es wäre die zweite Strategieänderung seit Präsident Barack Obamas Amtsantritt im Januar. Mit einer Verstärkung der Drohnenangriffe in Pakistan, so hieß es in Washington, könnten die Aufständischen auf ein kleineres Gebiet zurückgedrängt und daran gehindert werden, ins benachbarte Afghanistan zu gelangen. Geheimdienste vermuten in den weitgehend rechtsfreien pakistanischen Stammesgebieten zahlreiche Terroristen von al-Qaida oder den Taliban.

Die verstärkte Bombardierung von Zielen in Pakistan könnte jedoch das Verhältnis mit der Regierung in Islamabad beeinträchtigen. Pakistan protestiert bislang offiziell gegen die Drohnenangriffe, scheint diese jedoch nach Meinung von Beobachtern zu tolerieren oder sogar mit Geheimdienstinformationen zu unterstützen.

Die Überlegungen eines Strategiewechsels kommen zeitgleich mit einem dramatischen Lagebericht des US-Kommandeurs in Afghanistan, General Stanley McChrystal. Dieser warnte vor einem Scheitern des internationalen Einsatzes, falls die Truppen nicht entscheidend verstärkt würden. Obama scheint jedoch zurückhaltend, über die von ihm bereits geplante Aufstockung hinaus weitere Truppen an den Hindukusch zu entsenden. Seine Berater erklärten, der Präsident habe noch weitere Fragen und wolle sich Zeit nehmen für eine Entscheidung zur künftigen Afghanistan-Strategie.